Japanische AKWs sollen wieder ans Netz

Betreiber Kansai macht Druck, die Politik gibt nach

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Bislang verweigern viele Gemeinden und Provinzregierungen noch ihre Zustimmung zur Wiederinbetriebnahme der japanischen AKWs. Doch der Betreiber Kansai macht Druck und schürt Ängste, dass es ab der bevorstehenden Hitzewelle in Japan zu Stromausfällen kommen werde, sollten die Meiler nicht schnellstmöglich wieder ans Netz gehen. Von Regierungsseite scheint ebenfalls schon beschlossene Sache, dass die AKWs wieder ans Netz dürfen.

Premierminister Yoshihiko Noda will, dass die AKWs nicht nur während des Sommers, sondern dauerhaft wieder in Betrieb gehen "damit die Bürger verlässlich mit Energie versorgt werden und günstig Strom erhalten". Atomenergie sei notwendig im Interesse der Wirtschaft und der gesamten Gesellschaft. Dabei ist Japan in den letzten Monaten erstaunlich gut gefahren - ohne die zur Zeit abgeschalteten 50 AKW-Blöcke.

Doch die Zentralregierung kann in diesem Fall nicht allein entscheiden, sie braucht die Zustimmung der Gemeinden und Provinzregierungen. Weil diese aber direkt betroffen sind, haben viele ein Wiederanfahren der Reaktoren bisher abgelehnt. Den Präzendenzfall soll jetzt die Region Fukui an der Westküste geben. Dort stammten vor Fukushima 50% des Stroms aus AKWs. Die Blöcke 3 und 4 des AKWs Oi sollen jetzt als erste wieder ans Netz.

Der Bürgermeister von Osaka Tori Hashimoto ist bereits umgekippt und hat gegen eigene Überzeugung einer Wiederinbetriebnahme zugestimmt. Als Begründung führte er an, Unternehmen hätten ihm gedroht, sie würden ihren Firmensitz verlegen, sollte er der Wiederinbetriebnahme weiter widersprechen. Der Gouverneur von Fukui Issei Nishikawa ist jetzt der letzte entscheidungsberechtigte Offizielle, der sich noch weigert, wider seine Bedenken zu entscheiden.

Doch auch ihm soll jetzt eine Brücke gebaut werden. So akzeptierte die Regierung eine Forderung der Opposition und unterstellt die Atomaufsichtsbehörde, die im Fukushima-Krisenmanagement versagt hatte, dem Umweltministerium. Anstatt wie bisher der, den Interessen der Energiekonzerne verpflichtete, Wirtschaftsminister, soll in Zukunft eine unabhängige Kommission die Atomaufsichtsbehörde kontrollieren.

Auch wenn vorerst ein Teil der AKWs wieder ans Netz gehen wird, dürfte sich in Japans Stromversorgung in naher Zukunft einiges ändern, denn in drei Wochen startet die Einspeisevergütung für Strom aus regenerativen Energiequellen.