Junge Menschen leben gefährlich, wenn sie Abends ausgehen

Nach einer spanischen Studie nehmen mehr als 5 Prozent eine Waffe mit, wer viel trinkt, erhöht das Risiko, Opfer von Gewalt oder Täter zu werden

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Junge Menschen in Spanien scheinen einigermaßen gefährlich zu leben, zumindest wenn sie des Nachts ausgehen. Eine vom European Institute of Studies on Prevention (IREFREA) durchgeführte Studie hat 440 junge Menschen unter 25 Jahren aus Valencia, Galizien und den Balearen, die abends ausgehen und Alkohol bzw. Drogen konsumieren, nach dem Zusammenhang zwischen abendlichen Freizeitverhalten und Gewalt befragt. Die Studie ist in der Zeitschrift Psicothema erschienen.

Dass über 90 Prozent der Befragten mit einem Durchschnittsalter von 21 Jahren, die allerdings nach den erwähnten Kriterien ausgesucht wurden, ledig sind, ist nicht überraschend, aber dass nur 30 Prozent einen Freund oder eine Freundin haben vielleicht doch. Über 60 Prozent wohnen noch bei den Eltern. Die Hälfte geht auf eine höhere Schule oder studiert, ebenfalls die Hälfte zählt sich der Mittelschicht zu, 32 der Mittel- oder Oberschicht. Zur Unterschicht will man nicht so gerne gehören, was aber auch an der Auswahl liegen kann.

Ob nun zum Schutz oder zum möglichen Einsatz, immerhin 5,2 Prozent nehmen schon einmal Waffen mit, wenn sie ausgehen, also beispielsweise ein Messer oder eine Pistole. 11,6 Prozent geben an, sie seien schon einmal im letzten Jahr mit einer Waffe angegriffen oder bedroht worden, 23 Prozent sollen in eine Schlägerei, jedenfalls in einen körperlichen Kampf verwickelt gewesen sein. Die Chance scheint also recht hoch zu sein, zum Opfer oder Täter zu werden, die Zahlen seien aber mit denen in anderen europäischen Ländern vergleichbar. Amador Calafat, der Lead-Autor der Studie, meint, dass Berichte über junge Menschen, die in Kämpfen angegriffen oder verletzt werden, sich häufen. Die Arbeitslosigkeit bei jungen Menschen liegt in Spanien mit 20 Prozent sehr hoch, was möglicherweise etwas damit zu tun haben könnte.

Auf der anderen Seite ist diese Altersgruppe auch besonders gefährdet, zum Opfer oder Täter von Gewalt zu werden. Dazu kommt, dass der Drogen- und Alkoholkonsum auch nicht gerade gering ist. Drogen oder Alkohol spielen oft mit, wenn die jungen Menschen in Streits, Schlägereien oder auch in Auseinandersetzungen mit der Polizei geraten. Wer Waffen mit sich führt, trinkt auch am meisten, diesen Zusammenhang gibt es nicht beim Konsum von Kokain, Cannabis oder Ecstasy. Wer sich öfter betrinkt, wird andererseits auch öfter verletzt oder angegriffen. Das sieht dann doch danach aus, dass Alkohol die gefährlichere Droge ist, wie dies auch der ehemalige Drogenbeauftragte der britischen Regierung gesagt hatte und prompt für die Tabubruch entlassen worden ist. Um die mit Alkohol verbundene Gewalt zu reduzieren, sei es notwendig, so die Wissenschaftler, den Alkoholkonsum bei jungen Menschen zu senken, vor allem sollte Alkohol nicht an Minderjährige verkauft werden.

Zum Vergleich weisen die Wissenschaftler auf eine andere Studie hin, die 2009 das Verhalten von jungen deutschen und britischen Touristen in Portugal, Spanien, Italien, Griechenland und Zypern untersuchte. Zwar ist das nächtliche Ausgehen am Wochenende auch eine Art Ausnahmezustand, wer als junger Mensch seinen Urlaub in den Mittelmeerländern verbringt, dürfte aber auch stärker als normal auf Abenteuer, Alkohol und Drogen ausgerichtet sein. Daher verwundert eigentlich nicht, wenn 95 Prozent der 6.000 Befragten sagen, dass sie im Urlaub Alkohol getrunken haben und 24 Prozent jeden Abend in eine Bar oder in einen Club gegangen sind. Zwei Drittel habe sich auch betrunken, 10 Prozent nehmen Drogen. 9 Prozent seien sexuell missbraucht worden (7% der Männer und 10% der Frauen), 6 Prozent seien verletzt worden und 4 Prozent an Vorfällen mit körperlicher Gewalt beteiligt gewesen sein.