Kanada: Teersandindustrie in Schwierigkeiten

Geringer Rohölpreis und Proteste gegen Pipelines behindern Ausbeutung von Teersandvorkommen

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Gute Nachrichten für das Klima: Die britische Zeitung Guardian berichtet, dass der niedrige Ölpreis der kanadischen Teersand-Industrie schwer zu schaffen macht. Dutzende neue Projekte würden auf Eis liegen.

Der Preis für ein Fass (rund 159 Liter) der europäischen Standartsorte Brent war ab Sommer 2013 von über 100 US-Dollar auf zeitweise unter 50 US-Dollar gefallen, nachdem er mehrere Jahre auf hohem Niveau verharrt hatte. Seit dem jüngsten Tiefstand, der Anfang Januar erreicht wurde, hat sich der Ölpreis etwas erholt und im Frühjahr meist um die 65 US-Dollar pro Fass geschwankt. Zuletzt ging es allerdings wieder etwas abwärts.

Die Erschließung von insgesamt 39 Feldern, die zusammen 13 Milliarden Fass Öl enthalten, sei entweder verzögert oder gar gestoppt. Genau genommen ist in den Teersandvorkommen aber kein Rohöl zu finden, sondern mit Sand vermischtes Bitumen, das unter hohem Energieaufwand von diesem getrennt werden muss. Danach muss es noch – wiederum mit reichlich Energieaufwand – bearbeitet werden, um aus ihm Rohöl zu synthetisieren.

Außer dem gesunkenen Preis macht der Industrie auch der zunehmende Widerstand in der Bevölkerung Kanadas und der USA zu schaffen. Protest entzündet sich vor allem an verschiedenen Pipelines, die zum einen in den Süden durch die USA und zum anderen in westlicher Richtung zur kanadischen Atlantikküste gebaut werden sollen.

Insgesamt wird unter den Wäldern der kanadischen Provinz Alberta genug Teersand vermutet, um daraus 168 Milliarden Fass Rohöl zu synthetisieren. Sollte das gesamte Öl gefördert und verbrannt werden, würden dabei rund 100 Milliarden Tonnen des Treibhausgases CO2 freigesetzt. Das wäre etwas mehr als das Zweifache der derzeitigen globalen Emissionen und entspräche in etwa einem Siebentel der Menge, die noch freigesetzt werden darf, wenn die globale Erwärmung auf zwei Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau beschränkt bleiben soll.


Der Guardian-Artikel zitiert auch eine Studie, wonach die kanadische Ölindustrie in den letzten Jahren mit insgesamt 2,8 Milliarden US-Dollar subventioniert worden sei.