Katholischer Erzbischof droht Justizministerin

Mit dem Ultimatum an die Justizministerin verschärft die Bischofskonferenz nur die Glaubwürdigkeitskrise der durch zahlreiche Missbrauchsfälle wieder in Misskredit geratenen katholischen Kirche

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Mein Gott, da ist die katholische Kirche geplagt von vielen Jahrzehnten des Missbrauchs an Kindern und lässt den Augsburger Bischof Mixa für die sexuellen und pädophilen Ausflüge der zum Zölibat verpflichteten Priester und Mönche die sexuelle Revolution der 68er verantwortlich machen. Die Kirchengeschichte geht mitsamt von sexuellen Verirrungen und Lastern allerdings einige Jahrhunderte weiter zurück.

Dafür aber will nun die Deutsche Bischofskonferenz Kante zeigen – gegen die liberale Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, die der katholischen Kirche zu Recht mangelnde bzw. konstruktive Kooperation bei der Aufklärung und Verfolgung von Missbrauchsfällen vorgeworfen hatte. Sie sagte, sie vermisse ein "aktives Interesse" an der Aufklärung. Tatsächlich ist nicht die Kirche aktiv, die höchstens einmal einen Angehörigen auf eine andere Stelle schiebt, sondern sie reagiert in aller Regel nur dann, wenn es nicht mehr anders geht.

Zwar haben sich Bischöfe entschuldigt, aber das ist erst einmal nur eine Geste, womöglich aus Not entstanden. Offenbar dankbar greift man in der Not nun die Attacke der Justizministerin auf, damit kann man von den eigenen Nöten ablenken. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, wirft der Justizministerin nicht nur falsche Tatsachenbehauptungen vor, sondern stellte ihr auch ein Ultimatum. Innerhalb von 24 Stunden müsse sie ihre Äußerungen zum kirchlichen Missbrauchsskandal korrigieren, was an diesen falsch sein soll, machte er allerdings nicht deutlich. Offenbar wird eine Unterlassungsklage angestrebt.

Niemals zuvor habe ein Mitglied der Bundesregierung eine "ähnlich schwerwiegende Attacke" gegen die katholische Kirche geführt, sagte Zollitsch. Wahrscheinlich wurde es endlich mal Zeit, der von alten Männern beherrschten Organisation auch mal mit Klartext entgegen zu treten. Die streitbare katholische Kirche greift mithin nicht Vorwürfe auf und entkräftet sie, auch durch aktive Aufklärung, sondern will sie mundtot machen – sollte sie damit Erfolg haben, ist die sowieso heikle Trennung von Staat und Kirche nur Makulatur. Wenn es um Straftaten geht, stehen christliche Kirchen, egal ob es sich um Trunkenheit am Steuer oder Missbrauch von Kindern handelt, nicht außerhalb des Gesetzes.