Kein Facebook-Account? Da wurde wohl zuviel gelöscht bei Ihnen?

Außer Kontrolle

Bei Diskussionen rund um Facebook wird oft argumentiert, man könne sich doch leicht entziehen, indem man einfach keinen Account eröffnet. Doch damit wird die Problematik heruntergespielt.

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Seit es Facebook gibt, wird das soziale Netzwerk (wie auch das Netz allgemein) zur Spielwiese von Therapeuten, Psychologen und Forschern aller Art. Wer was wem und warum sagt, das ist oft Thema von Studien und Untersuchungen. Nun mag man solchen Studien gegenüber prinzipiell misstrauisch sein - das Problem liegt jedoch darin, dass dieses oft gesunde Misstrauen vielfach nicht vorhanden ist. Facebook hat sich mittlerweile so stark etabliert, dass ein fehlender Facebook-Account (obwohl gerade in Zeiten von NSA-Skandal und Co. durchaus verständlich) zunehmend für Personalchefs ein Grund für Misstrauen ist. Wird kein Facebookaccount angegeben, so nehmen Personalchefs oft an, dass es entweder einen derartigen Account gab, dieser jedoch wegen unangebrachter Äußerungen oder Bilder gelöscht wurde, oder aber, dass der Bewerber ein "Sonderling" und "Eigenbrötler" ist.

Facebook (bzw. ein Account bei Facebook), so lautet mittlerweile die Ansicht einiger Psychologen, sei ein Zeichen dafür, dass jemand in ein "gesundes soziales Netzwerk" eingebunden ist. Wer sich genauer anschaut, wie solche Ideen entstehen, der stößt auf eine etwas merkwürdig anmutende Interpretation der Tatsache, dass z.B. Anders Behring Breivik keinen Facebook-Account besaß.

Schwedische Forscher haben sich in The Dark Side of Facebook nun mit dem Sozialen Netzwerk auseinandergesetzt und ihre eigenen Theorien aufgestellt. Diese ähneln Thesen, wie sie im Zusammenhang mit Foren bzw. auch mit dem mittlerweile eher zu vernachlässigenden "Second Life" aufgestellt wurden. Beiträge über Pornographie, Enthauptungen, Prostitution und Schlächter, so heißt es beispielsweise, weisen eher auf Persönlichkeitsstörungen hin. Inwiefern hier auch berücksichtigt wurde, wer sich in welcher Weise mit diesen Themen auseinandersetzt, ist nicht ganz klar. Die Zusammenfassung der Studie lässt vermuten, dass hier eher oberflächlich schon bestehende Ansichten zementiert werden sollen. Schon allein die Grundlage der Untersuchung (300 US-Amerikaner) lässt Raum für Kritik.

Fakt ist allerdings, dass immer öfter Initiativen, Unterschriftensammlungen und ähnliches auf Facebook stattfinden und der soziale Druck, sich dem Netzwerk anzuschließen, steigt.