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Neben der Spur

Wer denkt, dass nur Frauenzeitschriften Bilder aufhübschen, hat kein Samsung

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Bei Frauenzeitschriften läuft das so. Neue Aufnahmen der verschrumpelten und etwas in die Jahre gekommenen (GUT in die Jahre gekommene) Kate Moss flattern auf den Tisch des Art Directors, der schlägt die Hände über dem Kopf zusammen, faselt etwas von "Gesamtkörperorangenhaut" und lässt sofort Retouchieren. Aber sowas von. Zum Beispiel auf diese Art und Weise, damit Kate die Gesichtshaut einer Schrumpfigen bekommt. Vielleicht nicht so blau, aber so glatt. Blau und Kate Moss wäre jetzt ein anderes Thema. Weiter.

Und wer glaubt, dass der Art Director bei irgendeinem Foto auf dem Lichttisch nicht sofort die Hände über dem Kopf zusammenschlägt, der kennt die Szene nicht. Eine Frauenzeitschrift mit Runzeln und Pickeln auf dem Foto ist eigentlich schon vor der ersten Ausgabe ... tot.

Das wäre ja alles nicht so schlimm, wenn da nicht das Galaxy S7 von Samsung wäre. Und Mel Wells, die eine bekannte Instagrammerin sein soll. Und diese besagte Schönheit stellt nun irritiert fest, dass das neue Smartphone ihre britische Gesichtshaut bei dem ein oder anderen Selfie plötzlich in asiatischen Standard verwandelt. Will sagen: Die Haut ist wie von einem Art Director vorbegutachtet glatt und straff. Selbst ohne Photoshop. Und übrigens auch ohne die Zustimmung von Mel, die sich übrigens – aber das mag meine persönliche Meinung sein – komplett ohne Filter sehen lassen kann.

Der Schuldige, oder besser DAS Schuldige ist eine per Default eingeschaltete Funktion im Galaxy S7, die "Beauty" heißt. Die ist schuld an der Verschönerung von Mel und daran, dass das ein oder andere Tinder-Date in Enttäuschung endet, weil der hautreine Schönling sich als Schmirgelpapiergigolo mit Akne wie Mondkratern herausgestellt hat.

Geht natürlich gar nicht. Muss man abschalten.

Auch wenn gerade Huggle in einer Studie mit 1500 Teilnehmern herausgefunden haben will, dass Nutzer von Dating Services wie Tinder viel selbstbewusster geworden sind. Vermutlich auch, weil sie Bilder mit dem Galaxy S7 von sich geschossen haben und nun glauben, sie sehen wirklich so aus. Vor hundert Jahren musste man noch selbstbewusste Frösche gegen die Wand werfen, um sie zu einem schönen Prinzen zu machen. Heute reicht es, wenn das Vieh ein Selfie von sich auf Tinder stellt und seitdem annimmt, dass es so umwerfend aussieht, dass es sogar Kate Moss küssen könnte.

Wenn der Frosch nur wüsste...