Koch-Mehrin tritt von Spitzenämtern zurück

Die Vorzeige-Frau der FDP zieht wegen der Plagiatsaffäre um ihre Doktorarbeit die Konsequenzen, zu einem Zeitpunkt, an dem die Partei ihr Image erneuern will

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Die Bildunterschrift zur Pressemeldung des österreichischen Standard über den Rücktritt der FDP-Politikerin ist kurz und deutlich: "Silvana Koch-Mehrin, Plagiatorin".

Mit diesem Titel ist die öffentliche Person erledigt. Besonders wenn die Person, wie im Fall von Koch-Mehrin, eher als Repräsentantin von business- und lobbytauglichen politischen Anschauungen aufgefallen ist, denn als eine markante politische Persönlichkeit mit eigenständigen Ideen und Vorstellungen, die ein solches Schuft-Attribut wettmachen könnte. Wozu wahrscheinlich doch mehr gehört als nur Blendkunst, wie sich bei Guttenberg zeigt, dessen Aussichten auf eine Rückkehr zur großen Bühne selbst von Parteikollegen als nicht so gut eingestuft werden, wie dies die zahlreichen "Fans" gerne hören würden:

"Ich glaube allen Ernstes, dass man in einer solchen Geschichte, mit einem solchen Ergebnis, mit solchen Vorgaben nicht davon reden kann, dass man morgen in der Politik wiederkommt." Thomas Goppel

Die Vielzahl der plagiierten Stellen in der Dissertation Koch-Mehrins, wie sie VroniPlag dokumentiert, legt nahe, dass "Plagiatorin" dem Doppelnamen der Politikerin wahrscheinlich öfter hinzugefügt worden wäre als zuvor der Doktortitel. So ist es konsequent, dass Koch-Mehrin ihre Ämter im Europäischen Parlament und als Mitglied des Präsidiums ihrer Partei schon ablegt - ihr Abgeordnetenmandat behält sie -, bevor die Universität Heidelberg noch das Ergebnis ihrer Prüfung der Plagiatsvorwürfe bekannt gibt (siehe dazu Höhere kriminelle Energie?).

Als Begründung teilte sie mit, sie wolle "verhindern, dass meine gesamte Familie durch die öffentliche Diskussion weiter belastet wird". Da sie ihre Person dabei herausnimmt, klingt das so, als ob sie sich mit diesem Schritt zugunsten einer größeren Gemeinschaft, der Familie, zurücknimmt. Das soll noch einmal Edelmut signalisieren und hat doch einen Beigeschmack von Unehrlichkeit und Opferpose.

Dazu spricht vieles dafür, dass eine öffentliche Fortsetzung der Titel-Äffäre der FDP-Vorzeige-Frau der neuen Parteiführung nicht gut ins Programm der Image-Erneuerung passt. Koch-Mehrin räumt den dadurch entstandenen Druck in ihrer Begründung auch ein:

"Ich hoffe, dadurch meiner Partei den Neuanfang mit einem neuen Führungsteam zu erleichtern."