Kohlekraftwerke: Wieder eins weniger

In Brunsbüttel sollte eines der größten deutschen Kohlekraftwerke entstehen, doch nun zogen die Bauherren die Notbremse

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Schon wieder wurde der Bau eines Kohlekraftwerks zu den Akten gelegt. Südweststrom, ein Unternehmen, zu dem sich gut 50 vornehmlich süddeutsche Stadtwerke zusammengeschlossen haben, hat am Donnerstag auf ihrer Gesellschafterversammlung das Aus für die Pläne im Schleswig-Holsteinischen Brunsbüttel beschlossen. Dort sollte gemeinsam mit weiteren Partnern ein Steinkohle befeuertes Kraftwerk mit einer elektrischen Leistung von 1800 Megawatt (MW) entstehen. Einige der Geldgeber waren aber in letzter Zeit bereits, wie berichtet, abgesprungen und auch im Kreise der beteligten Stadtwerke hatte es reichlich rumort.

Umweltverbände und eine örtliche Bürgerinitiative waren jahrelang gegen die Pläne zu Felde gezogen. Unter anderem ist noch eine Klage gegen das Planfeststellungsverfahren anhängig. Entsprechend [http://www.duh.de/pressemitteilung.html?&tx_ttnews[tt_news]=2898 forderte] die Deutsche Umwelthilfe am Freitag, Südweststrom solle die erteilten Baugenehmigungen zurückgeben. Auch die Stadt Brunsbüttel sollte den an das Vorhaben gebundenen Bebauungsplan möglichst schnell wieder aufheben.

Südweststrom macht in einer Erklärung zum Abbruch der Planung vor allem die Gegnerschaft der neuen Landesregierung in Kiel und mehrmalige Richtungswechsel in der Energiepolitik des Bundes für die Entscheidung verantwortlich. Den Widerstand gegen das Kraftwerk versucht das Unternehmen klein zu reden, wobei seine Formulierungen interessanter Weise [http://www.shz.de/nachrichten/top-thema/artikel/sws-baut-kein-kohlekraftwerk-in-brunsbuettel.html?tx_ttnews[backPid]=111&cHash=16cbdfb2e77ef4133a00ea0eba1dd1ec von der Lokalpresse wörtlich übernommen] werden.

Dabei hatte es in der Vergangenheit zahlreiche Proteste gegen den Bau wie auch gegen weitere Kraftwerkspläne in Brunsbüttel gegeben. Immerhin konnten vor Gericht einige Teilerfolge erzielt und der Baubeginn um mehrere Jahre verzögert werden. In der Stadt an der Mündung des Nord-Ostsee-Kanals in die Elbe ist bereits ein weiteres Großkraftwerk gescheitert, während sich ein kleines Industriekraftwerk von 140 MW, das einem Betrieb von Bayer Pozesswärme liefern soll, noch in der Planung befindet. Auch an einem dritten Großkraftwerk wird bisher noch festgehalten.

Gemäß einer Übersicht der Klima-Allianz ergibt sich, aktualisiert um die jüngste Entwicklung in Brunsbüttel, bundesweit folgendes Bild: 18 Kohlekraftwerke wurden verhindert – meist von einer Mischung aus zum Teil heftigen örtlichen Widerstand und ökonomischen Zwängen. 10 befinden sich im Bau und noch neun in der Planung.