Kuba hat ausgezwitschert

Neben der Spur

Humanitäre Hilfe für Kuba? So ähnlich, ein Social Media Projekt ZunZuneo sollte von den USA aus den liebsten Nachbarn vor Floridas Haustür unterminieren. Bis 2012

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Während in der Türkei die Erdogan-Regierung sich länger sträubte, die Blockade von Twitter trotz eines ziemlich klaren Urteils des obersten türkischen Gerichts aufzuheben, und dies schließlich doch machen musste, dringt eine merkwürdige Geschichte an die Öffentlichkeit, die von einem merkwürdigen Projekt erzählt, das in den USA seine Anfang nimmt. Genauer gesagt bei der U.S. Agency for International Development, deren Auftrag es eigentlich ist, Entwicklungshilfe zu leisten. Wir sprechen also nicht von etwas, das sich die NSA ausgedacht hat. Nein, die Idee scheint mehr mit einem Herrn Joe McSpedon zusammen zu hängen. Die Idee, Kuba mittels eines vor der dortigen Regierung verheimlichten Social Networks zu destabilisieren.

Gut, das ist nichts Neues, das gibt es schon längst, dass ein Land die Medien eines anderen Landes fälscht, um es nach seinem Gusto zu infiltrieren und die dortige öffentliche Meinung zu manipulieren. Die BBC strahlte deutschsprachige Sendungen im Zweiten Weltkrieg aus, auf der anderen Seite spielte man Jazz und gab angeblich britische Nachrichten zum Besten. Natürlich ist das alles auch der ideale Schauplatz für Verschwörungstheorien, die nahe an der Realsatire sind.

Und nicht, dass die USA Social Media nicht auch schon für das direkte Gespräch mit den Taliban entdeckt hätte.

Aber das ZunZuneo-Programm hat nun doch einen anderen Ansatz. Man setzt sich einfach mit der Idee auseinander, ein kubanische Twitter in die Welt zu setzen, mit dem dann die Balance zwischen Regierung und Bevölkerung ins Wanken kommen soll. So in etwa wie Jetzt reden wir einfach ohne Fidel weiter, dann verschwinden die schon auch.

Und wer jetzt glaubt, dass das alles nur ein Hirngespinst war, der weiß noch nicht, dass bis zu seiner Einstellung 2012 die Plattform bereits 40.000 Subscriber hatte. Von denen die meisten vermutlich nicht wussten, dass hinter dem Angebot, sorgsam versteckt durch Scheinkonten auf den Cayman-Inseln, die US-Regierung steckte. Oder zumindest das Geld von ihr.

An der Stelle von Erdogan würde ich mich ja ärgern. Er wird vermutlich mit einem langanhaltend zwischen den Zähnen herausgepressten Attatürk seinen beschnauzbarten Kopf gegen die Wand seines Regierungsbüros donnern und sich fragen, warum er nicht Twüttür ins Leben gerufen hat und damit die leidige Diskussion um das Verbot umgangen hätte.

Obwohl.

Man kann sich ja fragen, warum ZunZuneo das Geld gestrichen wurde. Vielleicht hatten die 40.000 Kubaner gar keine Lust, sich über und gegen die Castros zu unterhalten. Vielleicht waren ihnen andere Themen wichtiger. Oder auch nicht, und das Netzwerk, das man über Handys erreichen konnte, hatte einfach keine Auswirkungen.

Hoffentlich heißt es jetzt nicht, dass kubanische Behörden die Nutzer des Networks getrackt haben und nun vor vielleicht ahnungslosen Jugendlichen stehen, die mit einem BItte, WER steckte hinter dem Ding? jetzt in Erklärungsnot kommen.