Loslassen lernen

Neben der Spur

Man muss auch einmal loslassen können. Ausser das Falsche. Da könnte man im Augenblick einiges dazu sagen. Auch zum Thema Zulassen.

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Da braucht es nicht unbedingt neue Märchen aus dem Kino. Schneewittchen und die böse Königin wussten jeweils nicht, wann sie loslassen sollten. Das würden die Pädagogen uns erklären. Wir sagen einfach: Apfel und Spiegel passen nicht zusammen.

Auf Technik angewendet heisst das: Apple mag Flash einfach nicht. Und deshalb hat sich Adobe nun doch dazu entschlossen, die alte Blitz-und-Donner-Technologie lieber nicht für die mobile Welt umzuarbeiten. Oder besser gesagt: Adobe hatte nie eine Chance damit, aber das kann man jetzt schön auf eine Firma schieben.

Dabei ist dieser Schritt eigentlich für etwas anderes ein wunderbares Lehrbeispiel. Immer wenn eine Firma ihr eigenes Produkt aufgibt, kann es dafür längst zu spät sein. Oder es sagt auch etwas über das andere Produkt aus, das davon betroffen ist.

Einfach geht das bei Google Mail für BlackBerry. Dass die Telefone für den nervösen Managerdaumen ziemlich im Aus sind, muss kann nicht erst durch diese Nachricht begreifen. Und Google ist mit dem leisen Servus zum Abschied hier auch ziemlich spät dran.

Es geht aber auch anders herum.

Zu früh dran war vielleicht LogiTech mit seinem Anteil an Google TV, sagt man zumindest. Und andere haben es unglaublich drauf, coole Projekte planmässig zu killen, wenn damit die böse Schwiegermutter von Hauptprodukt in Gefahr geraten würde. Microsoft sollte hier keine Märchen über den Stillstand bei Courier erzählen. Was nicht zu Windows oder Office passt, ist eigentlich schon tot in Redmond, man hat es ihm nur noch nicht gesagt. Und „loslassen“ kann auch heissen, dass Microsoft den roten Apfel vorbeischickt und eine gekaufte Firma gleich in den ewigen Schlaf schickt.

Man muss eben loslassen können, damit es einem nicht so geht wie mit etwas älteren Medientechnologien, die man sogar umblättern muss. Und manchmal gehört zum Loslassen auch Zulassen.

Einfach ist das nicht. Schicken Sie den Herren Chefs bitte ein Getränk auf Kundenkosten. Aber rechtzeitig.