Massaker in Mexiko

Drogenkartelle und Kriminelle üben in Mexiko einen Bandenterrorismus aus, gegen den die staatliche Macht, oft korrupt, an Einfluss weiter verliert

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In Mexiko wütet seit Jahren ein Terrorismus der Drogenkartelle, dem bereits Tausende von Menschen zum Opfer gefallen sind ( Greift Mexikos Drogenmafia nach der Macht?). Haben sich zu Beginn der Territorialkämpfe die Kartelle meist noch gegenseitig und die Sicherheitskräfte bekämpft, so wurde der Drogenkrieg, zu dem der Krieg gegen die Drogen ausgeartet ist, immer brutaler und schließlich immer wildwütiger ( Ciuadad Juárez wie Kabul oder Bagdad). Alleine 2010 wurden mehr als 12.000 Menschen ermordet. Menschenleben zählen in manchen Regionen Mexikos nichts mehr, wie das Massaker wieder einmal beweist, das von bislang noch unbekannten Tätern bei einem Überfall auf das Kasino Royale in der nordmexikanischen Stadt Monterrey im Bundesstaat Nueva Leon verübt wurde.

Offiziell gab es 53 Tote und 10 Verletzte, es wird jedoch vermutet, dass sich noch 15-20 Leichen im Gebäude befinden. Mindestens sechs schwer bewaffnete Männer waren um 15:45 Ortszeit in das Kasino eingedrungen, in dem sich um die 150 Menschen befunden haben sollen, hatten Öl aus Kanistern ausgeschüttet und es angezündet. Die Menschen im Gebäude starben offensichtlich meist an der durch den Brand verursachten Rauchvergiftung, lautet die offizielle Version. Die Täter sollen auch die Anwesenden noch aufgefordert haben, das Gebäude zu verlassen, doch die Notausgänge waren verschlossen. Allerdings sollen sie auch verhindert haben, dass sie durch den Haupteingang ins Freie gelangen. Viele flüchteten sich in den ersten Stock, wo sie sich durch ein Fenster auf die Dachterrasse ins Freie retten konnten, andere suchten sich vor den Bewaffneten in den Toiletten im Untergeschoß zu verstecken, wo sie am Rauch erstickten. Die Rettungskräfte haben mit schwerem Gerät weitere Menschen noch aus dem Gebäude bringen können.

Nach Augenzeugenberichten sollen die Täter allerdings bereits schießend in das Kasino eingedrungen sein. Sie sollen auch Handgranaten geworfen haben, bevor sie die Inneneinrichtung in Brand setzen. Die Staatsanwaltschaft versichert jedoch, keine Spuren von Granaten und Schusswaffen gefunden zu haben. Ungehindert konnten die Täter in zwei Wagen fliehen, auch in der näheren Umgebung sollen keine Polizisten gewesen sein. Die Situation ist allerdings weiterhin unklar. Ein Sprecher des Kasinos erklärte, die Täter hätten wohl ursprünglich das Kasino nur überfallen wollen. Als die Sicherheitskräfte zu intervenieren versuchten, seien erst die "Probleme" entstanden. Schon im Januar hatte es einen Überfall auf das Kasino gegeben, wobei ein Mensch getötet worden war. Am 25. Mai wurden neben dem Royale noch drei weitere Spielhallen in der Stadt überfallen und ausgeraubt.

Es ist das bislang größte Massaker, das an vermutlich Unschuldigen begangen wurde. Zuvor wurden bereits Partys oder Kneipen überfallen und die Anwesenden wahllos niedergemetzelt. Ob es Verbindungen des Kasinobesitzers mit Drogenkartellen gibt, ist noch unbekannt, aber viele Kasinos haben Verbindungen zur Drogenwelt, schließlich sind es Orte, an denen sich Geld gut wachsen lässt. Der Gouverneur des Bundesstaates bezeichnete den Überfall als "Terror und Barbarei" und erklärte, das Kasino habe keine Lizenz gehabt, weswegen Verbindungen zu kriminellen Organisationen wahrscheinlich seien.

Wieder einmal wurde auch ein Journalist getötet. Am Mittwoch entführten Bewaffnete den Direktor der Online-Publikation A discusión, Humberto Millán Salazar. Seine Leiche fand man in der Nähe des Campo Morelia in der Stadt Culiacán. Salazar wurde mit einem Genickschuss exekutiert, vermutlich bereits eine Stunde nach seiner Verschleppung. Der Gouverneur von Sinaloa verspricht Aufklärung und Verfolgung des Mordes. Mehr als 30 Online-Journalisten hatten bereits nach der Entführung und vor dem Fund der Leiche vor der Staatsanwaltschaft protestiert und eine Aufklärung des Falls gefordert. Schon zuvor waren in der Stadt drei Journalisten ermordet und mehrere angegriffen worden.