"Matthew" ante portas

Tropische Wirbelstürme verwüsten teile Taiwans und Haitis sowie Küstenregionen in den USA und China

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

In den USA sorgt derzeit Hurrikan "Matthew" für Aufregung. Die Süddeutsche Zeitung berichtet, mit welch drastischen Methoden im Land der unbegrenzten Möglichkeiten die Behörden ihre Bürger bearbeiten, um sie zum Verlassen ihrer Wohnungen zu bewegen. Mehrere Millionen Menschen an den Küsten Floridas, Georgias und South Carolinas werden evakuiert.

Der Sturm hat am Dienstag bereits auf Haiti schwere Verwüstungen angerichtet. Nach Angaben der Weltmeteorologieorganisation WMO ist er über den Westen des Landes hinweg gezogen, um dann am Donnerstag die Bahamas zu treffen. Auf Haiti starben nach vorläufigen offiziellen Angaben, die USA Today zitiert, 283 Menschen. Der Südwesten des Landes war für mehrere Tage abgeschnitten, sodass die Behörden keinen Überblick hatten. Auch in der benachbarten Dominikanischen Republik sowie auf einigen der kleineren Karibikinseln seien Opfer zu beklagen gewesen.

Die NASA hat auf ihrer Seite einige Satellitenaufnahmen des Sturms veröffentlicht, der zuletzt wieder an Intensität zugelegt hat und sich von den Bahamas nach Nordnordwest auf die US-Küste zu bewegt. Die Vorhersagen gehen davon aus, dass sich "Matthew" entlang der Küste Floridas und Georgias nach Norden bzw. Nordosten bewegen wird, wobei das Auge des Sturms dicht an der Küste aber über Wasser bleiben sollte. Allerdings hat der Sturm sich bisher relativ unvorhersehbar verhalten, sodass ein Landfall nicht ausgeschlossen wird.

Tropenstürme in unterschiedlichen Stadien Mitte der Woche. Screenshot. Bild WMO (Bild: WMO)

Aber auch wenn das Zentrum nicht direkt über Land ziehen sollte, werden die Auswirkungen dramatisch sein. Zum einen werden Sturm und Niederschläge eine Spur der Verwüstung ziehen. Zum anderen ist mit einer schweren Sturmflut nördlich zu rechnen, denn nördlich seines Zentrums drückt der Sturm im rechten Winkel auf die Küste. Außerdem sieht es nach der längerfristigen, bis zur Mitte der nächsten Woche reichenden Vorhersage so aus, als würde der Sturm vor der Küste South Carolinas auf den Atlantik abdrehen, wieder nach Süden auf die Bahamas zurückziehen und somit fast einen vollen Kreis beschreiben.

"Matthew" ist übrigens keineswegs der einzige Tropensturm, der derzeit Küstenbewohner in Schrecken versetzt. Die Übersicht der WMO zeigte Mitte der Woche gleich sechs Hurrikane, Taifune, ehemalige Taifune und Vorstufen zu solchen. Am Freitag hatte sich im Atlantik westlich von "Matthew" mit "Nicole" ein weiterer Hurrikan entwickelt, der aber bisher keine Anzeichen macht, sich den Küsten zu nähern. Eine interessante Frage ist allerdings, ob die beiden Stürme Anfang nächster Woche aufeinander treffen und sich dann womöglich wieder verstärken.

Als Taifune oder Hurrikan werden je nach Region tropische Wirbelstürme bezeichnet, in deren Zentrum die anhaltende Windgeschwindigkeit mindestens 118 Kilometer pro Stunde beträgt. Die Windgeschwindigkeit in Böhen kann deutlich darüber liegen. Neben der Windgeschwindigkeit entfalten vor allem die mit ihnen einhergehenden Niederschläge oft zerstörerische Wirkungen. Entscheiden für die Schäden ist allerdings die Zugbahn. Viele Stürme ziehen ihre Bahne weit draußen auf den subtropischen Ozeanen und bleiben den Küsten fern.

Für Florida ist "Matthew" der zweite Hurrikan in diesem Jahr, doch im Vergleich zu Ostasien werden die USA eher selten von schweren Tropenstürmen heimgesucht. Taiwan wurde erst Ende September von Taifun "Megi" getroffen, der dort vier Todesopfer forderte. Das war für den Inselstaat der dritte Taifun binnen zwei Wochen. Von dort sind die Stürme entweder Richtung Norden Richtung Korea und Japan abgedreht, oder ans chinesische Festland gezogen, wo "Megi" zum Beispiel schwere Überschwemmungen und Gerölllawinen auslöste.

Unterdessen berichtet die Hilfsorganisation Medico International, dass die Schäden im Süden Haitis weit schlimmer als zunächst angenommen seien. In der westlichsten Stadt des Landes, in Jérémie, seien 99 Prozent der Häuser zerstört. In einigen Regionen wurden bis zu 90 Prozent der Ernte zerstört. Die Organisation kümmert sich in Zusammenarbeit mit örtlichen Partnerorganisationen um Soforthilfe und ruft über die verlinkte Seite zu Spenden auf.