Mehrheit der Franzosen glaubt an ein Komplott gegen DSK

57 Prozent sind derzeit von einer Intrige gegen Dominique Strauss Kahn überzeugt; "dieses Gefühl könnte allerdings im Laufe der Untersuchungen verblassen"

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Geht es nach einer Umfrage einer französischen Nachrichtenseite, so glaubt eine 57 Prozent starke Mehrheit der Franzosen daran, dass Dominique Strauss-Kahn in New York eine Falle gestellt wurde, dass er "Opfer eines Komplotts" ist. 22 Prozent der Befragten zeigten sich ganz sicher, dass eine Intrige gegen den IWF-Chef und vormaligen PS-Lieblingskandidaten im Spiel ist; 35 Prozent halten es für "wahrscheinlich". Bei den Sympathisanten der Parti Socialiste sind es laut Umfrage gar 70 Prozent, die von einem Komplott gegen Strauss-Kahn überzeugt sind.

Nur knapp über dreißig Prozent der Gesamtteilnehmer halten dagegen. 11 Prozent wollten sich nicht äußern. Anzunehmen ist, dass in den nächsten Tagen weitere Umfragen folgen. Diese könnten ein anderes Bild liefern. Die Umfrage wurde am Montag, als die Festnahme Dominique Strauss-Khans einer größeren Öffentlichkeit bekannt wurde, durchgeführt - am Telefon, mit 1007 repräsentativ ausgewählten Teilnehmern.

Die jetzige Umfrage würde eine "hitzige Reaktion" zeigen, die einen Schockzustand wiederspiegelt, lässt ein Verantwortlicher des Umfrageinstituts verstehen. Die Mehrheit stünde dem Skandal noch fassungslos und ungläubig gegenüber. Dieses Gefühl könne allerdings im Laufe der Untersuchungen verblassen.

Für 29 Prozent der Befragten ist augenscheinlich, dass Sarkozy vom Skandal profitiert, 16 Prozent nannten Marine Le Pen und Francois Hollande, den wahrscheinlich neuen PS-Präsidentschaftskandidaten für politische Nutznießer in Frankreich. Nach Mutmaßungen zu den Auswirkungen des Skandals im Zusammenhang mit Strauß-Kahns Chefposten beim IWF wurde nicht gefragt.

"Eine sehr kleine Welt"

Die Annahme, dass es sich um ein Komplott handeln könnte, wird in Frankreich auch durch Fragen genährt, die sich aus einer Twittermeldung ergeben. Ist es Zufall, dass die Regierungspartei UMP über zwei Quellen im Sofitel am Times Square verfügte?, fragt etwa ein Bericht des Nouvel Observateur: "Le scoop mondial des amis de l’UMP". Darin geht es um einen Tweet, der am Samstagnachmittag über die Verhaftung DSKs informierte, ur zwanzig Minuten nach der Verhaftung, wie der Bericht festhält - bevor noch die amerikanischen Zeitungen davon berichteten.

Der Absender ist ein Mitglied der Jeunes Populaires, der Jugendorganisation der UMP. Ihm werden Verbindungen zu einem Mann namens Arnaud Dassier, dem ehemaligen Internetberater Sarkozys nachgesagt. Dassier wiederum soll angeblich an Medienereignissen mitgewirkt haben, bei denen Dominique Strauss-Kahn in schlechtem Licht präsentiert wurde, so etwa als er kürzlich an der Tür eines Porsches fotografiert wurde. Als weitere Figur wird Bernard Debré, ein UMP-Abgordneter erwähnt, der ebenfalls über seinen Assistenten engen Kontakt zum Hotel Sofitel verfügen soll: eine Französin, die dort arbeitet. Debré hatte mit Insider-Informationen aufhorchen lassen, wonach Dominique Strauss Kahn im Hotel schon öfte mit ähnlichen Geschichten aufgefallen sei. Debré ruderte allerdings später zurück, er wolle keine keine Vorverdächtigungen bestärken.

Das Ganze ergebe noch kein Komplott, folgert der Bericht des Nouvel Observateur, nur "eine sehr kleine Welt".