Mir biegt es die Linse, das ist doch Erika

Neben der Spur

Seit Google mit Brillengläsern wirbt, die uns die Wirklichkeit noch mit Daten anreichern sollen, fällt auch das letzte Tabu. Der direkte Blick in die Datenwelt. Und jetzt ist sie da: die Augmented-Reality-Linse. Es kann losgehen

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Das ist alles noch ein wenig schwerfällig und es gibt zudem nichts Verblödeteres, als wenn eine Horde Männer in der Bar auf ein Pilsglas grosses Handy starren, nur weil eben Erika den Raum betritt.

Mobile Augmented Reality mag vielleicht dafür gedacht sein, dass wir die Schätze der Antike auf einem Gang durch die Landschaft virtuell zu sehen bekommen, aber eigentlich würde es sich bei einem solch erfolgreich umgesetzten Produkt nur um die moderne Erfüllung eines alten Traums der Vorgängergeneration handeln: de:official&prmd=imvns&tbm=isch&tbo=u&source=univ&sa=X&ei=qK3VT5WNI6qa1AWQhYGCBA&ved=0CFsQsAQ&biw=1916&bih=1036: der Röntgenbrille, die alle Frauen sofort nackt zeigt und überhaupt.

Aber es geht besser. Jedenfalls, was den Formfaktor betrifft, denn diese Brillengestelle, auch die von Google, würden beim Optiker dazu führen, dass der Geschäftsführer freiwillig sofort und ohne Wiederkehr den Laden verliesse.

Nein, wenn es denn schon um die Ecke biegt, das Datenzauberwunder, dann doch bitte in der Form einer Linse. Und siehe da, sie ist da, die Linse. Freude herrscht. Jetzt muss sie nur noch implementiert werden in ein System, das nicht gerade einen bierkastengrossen Akku braucht, der um den Kopf geschnallt werden muss.

Und dann kann Erika reinkommen, alle Jungs lächeln sie an, scheinen ihr zuzuwinken, sie will auch zuerst zurück lächeln und freundlich die Hand heben, aber dann erkennt sie leider auch, dass es sich bei den Handbewegungen mehr um das Öffnen und Schliessen von Programmfenstern und das Eintippen von Suchbefehlen handeln muss. Einer von den Jungs kuckt dann vielleicht auch kurz hoch, murmelt was von 10543 Treffern und geile Gesichtserkennung, während die anderen nur den Kopf schütteln und neeee, das ist sie nicht murmeln.

Nicht schön für Erika, aber entscheidend für den technischen Fortschritt.