Mit Giftgas vergiftete Fische in griechischen Gewässern?

Die Syrien-Griechenland-Connection: eine Meldung und ihre Geschichte

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Eine vorgeblich ungefährliche Hydrolyse syrischen Giftgases führt in Griechenland zu einem Fischfangverbot. So lasen es die Hellenen Ende vergangener Woche. Eine wahre Hysterie um die Hydrolyse von Assads Giftgasarsenal in der Ägäis begann. Was genau steckt dahinter?

Nach den Giftgasangriffen auf Zivilisten und Aufständische hatte die internationale Staatenwelt unter der Federführung der USA dem syrischen Präsidenten Assad mit Bombardierungen gedroht. An den Verhandlungstisch gedrängt, gaben die Syrer nach. Mit der Vernichtung des Arsenals an Chemiewaffen soll der syrische Bürgerkrieg eine innere Angelegenheit ohne ausländische Militärinterventionen bleiben. Welches Problem damit wirklich gelöst wurde, bleibt offen. Zumal die Syrer allem Anschein nach immer noch an Chemiewaffen kommen können.

Die Vernichtung der beschlagnahmten Bestände wird nicht bei den Herstellern oder Lieferanten stattfinden. Vielmehr wurde als Lösung die Verklappung des syrischen Giftgases im Mittelmeer gewählt. Vor den Gewässern Kretas und in einem gewissen Sicherheitsabstand zur ägyptischen Seezone wird ein speziell ausgestattetes Schiff die Giftgasbestände mit Hilfe von Meerwasser in die chemischen Einzelteile auflösen.

Das gewählte Verfahren sei, so wird versichert, vollkommen ungefährlich. Weil, so beteuern die Verantwortlichen, die Überbleibsel des Verfahrens nicht im Meer bleiben würden.

Die Vernichtung der Giftwaffen wird offenbar den gesamten Sommer über andauern. Bereits jetzt wurde bekannt, dass der ursprünglich geplante Termin für ein Ende der Aktion zum Ende Juni nicht eingehalten werden kann.

Chemie und Umwelt sind seit Jahren ein Thema, welches die Bürger zur Sorge treibt. Verständlich ist es daher, dass die betroffenen Kreter regelmäßig gegen die Vernichtung der Waffen vor ihrer Haustür protestieren. Die nächste Aktion ist auf den 5. Juni datiert.

Weniger nachvollziehbar ist, dass prominente Griechen die Aufregung mit halben Wahrheiten weiter befeuern. So wagte sich der Organisator der Hilfsflotte gegen die Blockade der Palästinenser in Gaza, Vangelis Pissias, weit aus dem Fenster. Die Giftgasvernichtung hätte, so behauptete er, zu einem Fischfangverbot in den Gewässern Kretas und des Peloponnes geführt, sprach's im Radio und löste ein wahres Erdbeben in den sozialen Medien aus.

Tatsächlich existiert, wie es Pissias behauptete, eine Verordnung, welche für die Sommermonate den Fischfang in den angesprochenen Regionen einschränkt. Die im Internet über den griechischen Staatsanzeiger abrufbare Verordnung wurde, wie Pissias es vollkommen korret darstellte, drei Tage vor der Europawahl erlassen.

Es handelt sich aber lediglich um eine jährlich immer wieder erlassene Schutzverordnung, mit der während der Laichzeit die Überfischung der Gewässer unterbunden werden soll. Die Verordnung verbietet zudem nicht das Fischen als solches, sondern nur die im gesetzlichen Erlass angegebenen technischen Hilfsmittel. Würde es sich um ein allgemeines Fischfangverbot handeln, dann wäre dies auf dem Internetauftritt der griechischen Fischfangbehörde entsprechend erwähnt worden.

Nichtsdestotrotz hält sich das Gerücht über die mit Giftgas vergifteten Fische in griechischen Gewässern beharrlich.