Netze: Ein bisschen weniger Gewinn

Netzagentur senkt die garantierte Eigenkapitalrendite für Betreiber der Gas- und Stromnetze

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Die Bundesnetzagentur hat die Zinssätze abgesenkt, die Betreiber der Strom- und Gasnetze auf ihre Investitionen berechnen und von den Verbrauchern über die Netzentgelte eintreiben können. Den Netzgesellschaften ist aber auch weiter ein ziemlich gutes Geschäft sicher.

Künftig wird ihnen auf Neuanlagen bei der Festlegung der Netzentgelte 6,91 Prozent und auf Altanlagen 5,12 Prozent Rendite garantiert. Bisher betragen diese Sätze 9,05 und 7,14 Prozent entsprechend. Im Falle der Gasnetze gelten die neuen Sätze ab dem 1. Januar 2018 und für Stromnetze ab dem ersten Januar 2019, heißt es bei der Agentur.

Angesichts der Tatsache, dass die Netze ein natürliches Monopol darstellen und die Betreiber keine Konkurrenz fürchten müssen, ist das eigentlich immer noch eine ganz passable Position. Zumal sich die Unternehmen das notwendige Kapital für den Netzausbau angesichts der Nullzinspolitik der EZB extrem günstig beschaffen können.

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft findet trotzdem einen Grund zur Klage: Anderswo in Europa bekämen die Netzgesellschaften höhere Zinssätze. Es bleibe abzuwarten, ob die Investoren unter diesen Bedingungen bereit seien, das erforderliche Kapital aufzubringen, meint BDEW-Sprecher Stefan Kapferer.

Dazu ließe sich anmerken, dass anderswo, nämlich in Dänemark, die Netzgesellschaft ohne Gewinn arbeitet und dem Staat gehört. Der vergleichsweise geringe erwirtschaftete Überschuss wird in die Anpassung des Netzes an die erneuerbaren Energieträger und die Entwicklung von Speichern gesteckt.

Eigentlich könnte man auch hierzulande zu einem derartigen System übergehen, denn für eine Gewinngarantie in einem natürlichen Monopol lässt sich nun wirklich kein vernünftiger Grund finden. Mehr noch: Es gibt ein dringendes öffentliches Interesse, das Netz umzubauen und für Speicher zu sorgen. Und es gibt einen dringenden Bedarf, die Auseinandersetzung darüber, was notwendig und was überflüssig ist – Stichwort "Stromautobahnen" aus dem Norden und Osten in den Süden –, in einem Umfeld frei von Gewinninteressen großer Konzerne zu führen. Letzteres ist nämlich der Demokratie nicht besonders dienlich.

Auf jeden Fall geht es um einen hohen Investitionsbedarf und ansehnliche Gewinnerwartungen. Die FAZ zitiert ungenannt bleibende Branchenvertreter mit der Aussage, für Bau und Betrieb der Netze seien derzeit pro Jahr rund 18 Milliarden Euro beim Strom und rund 5,5 Milliarden Euro beim Gas nötig. Die garantierte Rendite auf das eingesetzte Kapital liege bei etwa 2,5 Milliarden Euro für beide Branchen zusammen.

Wenn hingegen die Netze in öffentlich-rechtliche Gesellschaften überführt würden und der Staat das notwendige Kapital über Staatsanleihen hereinholt, für die er derzeit keine Zinsen zahlen muss, sondern mit denen es sogar noch ein wenig Geld macht, könnten die Verbraucher entsprechend entlastet werden. Aber damit hätte man den Netzbetreibern natürlich das schöne Geschäft verdorben.