Neue Arbeitslosenzahlen sind "kalte Dusche" für Frankreich

Die Zahl der Arbeitssuchenden in Frankreich steigt kontinuierlich und im Rekordtempo an; Politiker warnen davor, dass die Schreckensmeldungen bleiben

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Seit diese Zahl gestern offiziell verkündet wurde, steht sie ganz oben auf den französischen Nachrichtenseiten: 90.200. Das ist die Zahl der seit Januar neu hinzugekommenen arbeitslosen Franzosen, die der Kategorie 1 entsprechen, was sie als Arbeitssuchende auszeichnet, die einen Vollzeit-Arbeitsplatz mit unbestimmter Dauer suchen. Dieser Wert gilt als Barometer und hat derzeit den Effekt einer kalten Dusche, wie der Figaro kommentiert.

Es sind doppelt so viele wie im Dezember, was eine Progression von 4,3 Prozent in einem Monat bedeutet. Innerhalb eines Jahres, seit Januar 2008, ist die Zahl der Arbeitslosen damit um 15,4 Prozent angestiegen. Insgesamt sind derzeit laut Le Monde 2.298.000 Personen als arbeitssuchend in der Kategorie 1,2 und 3 gemeldet (eingeschlossen also Personen, die sich auch um Teilzeitarbeit bzw. Jobs bemühen, die sie nur zwischenzeitlich machen wollen).

"Das ist ein trauriger Rekord", wird die Gewerkschaft CGT zu den neuen Zahlen zitiert; für die Gewerkschaft CFD sind die Zahlen ein Beweis für die "Brutalität der Wirtschaftskrise, die auch eine soziale Krise ist".

Schon der Anstieg im Dezember mit 64.000 neuen Arbeitslosen hatte für Beunruhigung im Land gesorgt. 1991 hat man mit der gegenwärtigen Zählweise der Arbeitslosen begonnen, eine derartige Steigerung wurde bislang noch nicht verzeichnet. Doch sind manche Experten davon überzeugt, dass es noch schlimmer kommen könnte ("..zwischen 400 000 und 450 000 Streichungen von Arbeitsplätzen in Frankreich im Jahr 2009"). Und echten Trost bieten Politiker derzeit nicht. So sagte der Staatssekretär im Arbeitsministerium Arbeit und Beschäftigung, Laurent Wauquiez, gestern im Fernsehkanal France 3:

"Man wird solche Zahlen mehrere Monate lang sehen."

Man darf gespannt sein, wie unsere Nachbarn darauf reagieren. Nach jüngsten Umfragen erwarten sie, dass sich die sozialen Unruhen auswachsen. Sechs von zehn Befragten gaben Mitte Februar an, dass sie einen Konflikt größeren Ausmaßes erwarten (im Januar waren es nur 50 Prozent). 36 Prozent wünschten ihn, berichtete der Figaro.