New York überholt London als Weltfinanzzentrum

Diverse Skandale und die ungewisse Zukunft Großbritanniens in Hinsicht auf die EU, den Euro und die möglichen Abspaltung Schottlands erschüttern Vertrauen in die "City"

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Seit 2007 befragt die Unternehmensberatung Z/Yen Finanzmanager über die Vorteile und Bedeutung internationaler Finanzzentren und kombiniert diese Ergebnisse mit "objektiven" Faktoren wie Infrastruktur und der Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal zu ihrem Global Financial Centres Index, kurz GFCI. Bei der nunmehr 15. Untersuchung, bei der 3.246 Finanzmanager geantwortet hatten, kam es nun erstmals zu einem Wechsel an der Spitze.

So hatte bisher stets London knapp die Nase vorn gehabt, gefolgt von New York und etwas abgeschlagen Hong Kong and Singapur, die seither langsam aber stetig aufgeholt hatten. Frankfurt kam noch hinter Tokio, Boston und Zürich auf dem neunten Rang zu liegen, während der Finanzplatz Wien auf Rang 20 sogar neun Plätze vor Paris rangierte, was doch etwas seltsam anmutet.

Nun hat jedenfalls New York die Spitze übernommen, liegt freilich nur zwei Punkte voran, was bei 1000 möglichen Punkten statistisch noch nicht besonders signifikant erscheint. Als Begründung führen Z/Yen vor allem den Imageschaden durch die verschiedenen Skandale um Preismanipulationen beispielsweise des Referenzzinssatz LIBOR anführt, die vor allem in London stattgefunden hatten. Zur Verunsicherung hatte zudem die ungewisse Zukunft Großbritanniens in Hinsicht auf die EU, den Euro, die möglichen Abspaltung Schottlands, der zunehmenden Regulierung sowie die allgemein schwache Konjunktur beigetragen, was London zuletzt den insgesamt schwersten Bedeutungsverlust unter den 50 wichtigsten Finanzzentren eingebracht hatte.