Niederländische Regierung schließt Gefängnisse und vermietet Zellen an Belgien

Während in den meisten Ländern die Gefängnisse überfüllt sind, stehen in den Niederlanden Zellen leer, weil die Kriminalität gesunken ist.

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In den USA hat der kalifornische Gouverneur bereits angedroht, möglicherweise neben anderen Sparmaßnahmen Zehntausende Häftlinge aus den Gefängnissen entlassen zu müssen, um die schnell wachsende Staatsverschuldung zu bremsen. In den USA wie in den meisten Staaten der Welt sind die Gefängnisse in aller Regel überbelegt. Nur in den Niederlanden scheint das Gegenteil der Fall zu sein.

Das niederländische Justizministerium hat angekündigt, bis 2012 acht Gefängnisse schließen und 1,200 Arbeitsplätze streichen zu wollen – nicht aus Sparmaßnahmen, sondern weil die Kriminalität und vor allem schwere Straftaten so abgefallen sind, dass viele Zellen bereits leer stehen. Während in den 90er Jahren auch in den Niederlanden zu wenig Raum für Häftlinge vorhanden war, sind nun von den 14.000 existierenden Zellen nur 12.000 belegt. Auch in Zukunft soll die Kriminalität weiter zurückgehen, nimmt man im Ministerium an.

Das Justizministerium plant neben der Schließung von Gefängnissen mit mehr als 1000 Zellen auch die Belegung zu verändern, also beispielsweise Gruppenzellen in Einzelzellen zu verwandeln. Zudem steht man in Verhandlungen mit Belgien, um die bestehenden Zellen an das Nachbarland zu vermieten, in dem die Gefängnisse überbelegt sind. So könnten 500 Häftlinge aus Belgien im nächsten Jahr ins holländische Gefängnis in Tilburg umziehen, wofür Belgien 30 Millionen Euro zahlen müsste.