Nine Inch Nails - Kommerz mit Köpfchen

Neben der Spur

Nur tote Popstars verkaufen Scheiben bis zum Abwinken. Das Geschäft mit dem Schall stagniert. Was nicht heisst, dass man über gratis verteilte Songs kein Geld machen kann.

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Trent Reznor kann ein ganz ein Böser sein. On Stage. Ansonsten ist er ein ganz, ganz Kluger, denn er versucht es erst gar nicht mit Kopierschutz. Seine Songs sollen sogar kostenlos möglichst viel Fans erreichen. Allerdings nicht gratis. Der Obulus Obolus (Danke, Frau Peters) besteht aus der eigenen E-Mail-Adresse. Der Preis für Musik und für die Preisgabe des eigenen Kontakts geht gegen Null. Das ist pure Chris Anderson Ideologie. Erst wenn digitale Ware kostenlos für alle zur Verfügung steht, können hier neue Märkte entstehen.

Im Fall von Nine Inch Nails ist die Aussage ziemlich klar. Forget thinking you are going to make any real money from record sales, schreibt Reznor auf sein Message Board. Make your record cheaply (but great) and GIVE IT AWAY (as DRM-free MP3s) Collect people’s e-mail info in exchange (which means having the infrastructure to do so) and start building your database of potential customers. Then, offer a variety of premium packages for sale and make them limited editions / scarce goods. Das heisst ins Marketing Deutsche übersetzt: Schaffe mit einem Basisprodukt eine Promotionplattform und verkaufe darauf Premium Produkte. Oder um in einem Beispiel einer anderen Branche zu bleiben: Verschenke BMW Roller, und Du weisst wem Du einen Einser verkaufen kannst. Trent Reznor kann man dabei wenig in die Suppe spucken. Sein Konzept geht auf und beschert ihm ohne den Zwischenhandel eines Plattenkonzerns ordentliche Umsätze. Trotzdem wäre es spannend die Rechnung zu Ende zu denken. Würden mehr Acts diese Strategie umsetzen und die Luxusausgabe für teures Geld denen anbieten, die vorher gegen Abgabe der Mailadresse eine Gratisversion bekommen haben, wäre es dann zu erwarten, dass mehr Umsatz entstände, der den heutigen der CD-Verkäufe aufwiegen könnte. Oder würde die Musikbranche aus dem Sammlermarkt nicht mehr herauskommen? Wie teuer darf Luxus im Internet sein, damit die alte Rechnung von Content for Free noch aufgeht? Nine Inch Nails kann ein eine Singularität im Musikmarkt sein. So haben die Besuche von Konzerten auch nicht zugenommen, nur weil Madonna, U2 und die Stones für ein Konzert Preise nehmen, die befürchten lassen, dass man aus Versehen gleich Keith Richards mit gekauft hat.