Nordsee-Grid beschlossen

Offshore-Wind- und Wasserkraft werden besser vernetzt, Deutschland kriegt eine extra "Pipeline"

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Die derzeitige Fokussierung auf große Windparks und die große Wasserkraft dürfte teuer werden. Neue Fernleitungsnetze werden benötigt. Und statt einer weiteren Öffnung der Netze wurde gerade als Präzedenzfall ein HGÜ-Bauvorhaben genehmigt, das den Betreibern das exklusive Nutzungsrecht zuspricht.

Die Nordseeanrainerstaaten haben in Brüssel den Bau des Nordsee Verbund-Stromnetzes beschlossen. Ziel ist die bessere Nutzung des Windstroms aus den wachsenden Offshore-Windparks. Als bisheriges Haupthindernis bei der EU-weiten Stromverteilung wurden nicht technische Probleme identifiziert, sondern, wie schon bei den großen Onshore-Windparks in den Küstenregionen, bürokratische Widerstände beim Anschluß an die Fernleitungsnetze an Land.

Deshalb wurde gleich mit verabredet, die bisherigen Grenzen beim Stromhandel zu beseitigen. Es soll ein einheitlicher europäischer Strommarkt entstehen. Außerdem sollen die bisher langen und komplizierten Genehmigungsverfahren vereinfacht werden. Die Europäische Kommission berichtet in diesem Zusammenhang, dass zur Zeit in der Nordsee Offshore-Windparks mit einer Leistung von 140 GW geplant sind.

Deutschland legt noch eins drauf und bekommt eine Extra-Leitung nach Norwegen. Die NorGer HGÜ Leitung soll vor allem Netzschwankungen aus der norwegischen Wasser- und der deutschen Windkraft ausgleichen. Der Strom wird mit einer Spannung von 450-500 kV durch das 11 cm dicke Kabel geschickt. Die Leitung soll eine Kapazität von 1.400 MW haben und 2015 in Betrieb gehen. Verbunden werden dann der Flekkefjord an der norwegischen Südküste mit Ostfriesland.

Die Bundesnetzagentur hat die Verlegung des 600 km langen Unterseekabels jetzt mit einer Ausnahmeregelung bevorzugt genehmigt. Vor allem wurde das Konsortium NorGer, das die Leitung baut, von Strommarktregulierungsvorschriften befreit. Dadurch wird NorGer keine "Engpasserlöse" in den weiteren Ausbau des Netzes investieren müssen und muss ebensowenig seine Netzentgelte reduzieren. Außerdem kann NorGer die Leitung exklusiv nutzen. So kann in Zukunft kein Betreiber eines Offshore-Windparks Anschluss an das Kabel einfordern. Diese sind dann auf das Nordsee-Verbundnetz angewiesen. Begründet wird dieses Entgegenkommen mit dem finanziellen Risiko und den Kosten beim Bau der Leitung.