Öl und noch mehr Öl

BPs GAU im Golf von Mexiko: US-Geologen korrigieren Ölmenge nach oben

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Wie viel Öl sprudelt denn nun eigentlich aus dem Boden des Golfs von Mexiko? Die letzte Schätzung lautete 12.000 bis 19.000 Barrel (159-Liter-Fass) pro Tag. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, haben nun Fachleute des Geologischen Dienstes der USA neue Berechnungen vorgelegt. Demnach sind vor dem 3. Juni 20.000 bis 40.000 Barrel täglich ausgetreten. BP hatte lange Zeit von 5.000 Barrel gesprochen. Die Nachrichtenagentur rechnet vor, dass seit der Explosion der Plattform Deepwater Horizon bereits die Vierfache der Ölmenge ausgetreten ist, die sich 1989 bei der Havarie der Exxon Valdez vor der Küste Alaskas ins Meer ergossen hat.

Und das ist noch längst nicht das Ende der Fahnenstange. Am 3. Juni konnte BP endlich eine Art Trichter über das leckende Bohrloch stülpen, nach dem zuvor das kaputte Rohr abgetrennt wurde. Dadurch hat sich der Ausfluss nach unterschiedlichen Angaben um vier, fünf oder gar um 20 Prozent verstärkt, beträgt also nun 20.800 bis 48.000 Barrel pro Tag. Knapp 11.000 Barrel kann BP davon täglich abpumpen. Mit anderen Worten: 9.800 bis 37.000 Barrel fließen Tag für Tag weiter in den Golf von Mexiko.

Wie in der aktuellen Wochenschau berichtet, wird das noch mindestens bis Mitte August weitergehen. Frühestens dann kann eine erste Bohrung auf das Rohr treffen, durch das derzeit das Öl aus der Lagerstätte nach oben quillt. Derzeit werden zwei Bohrungen seitlich vorgetrieben. Sind sie erfolgreich könnte durch sie Beton in die Quelle gepresst werden, um sie so abzudichten.

In den etwa 70 Tagen bis dahin werden also nach den neuesten Schätzungen noch 686.000 bis 2,59 Millionen Barrel austreten. Das wären also selbst im günstigsten Fall fast noch einmal so viel, wie in den letzten Wochen bereits ins Meer gelangt ist. Dafür muss BP mit seiner Rettungsbohrung aber viel Glück haben. Zu den vielen Faktoren, die den Ölarbeitern in die Quere kommen können, gehört die einsetzende Hurrikan-Saison. Zur Zeit gibt es im südlichen Nordatlantik keinen tropischen Sturm, aber das kann sich jederzeit ändern.

Unterdessen erlebt die BP-Aktie an der Londoner Börse eine Berg-und-Talfahrt. Nach starken Verlusten am gestrigen Donnerstag haben sich am Freitag offensichtlich viele sogenannte institutionelle Investoren eingekauft. Unter anderem ist die Rede von Pensionsfonds, die BP nun für ein Schnäppchen halten. Wahrscheinlich finden die Fondsmanager das ganz normal und kein bisschen zynisch, wenn zukünftig britische (und vielleicht auch niederländische und US-amerikanische) Rentner in eine Situation gebracht werden, in der jede ernsthafte Entschädigung – inzwischen sind Zahlen von 20 bis 30 Milliarden US-Dollar im Umlauf – zu Lasten ihrer Altersbezüge gehen wird.