Ölhahn bleibt offen

Der Suezkanal spielt nach Angaben der IEA keine unverzichtbare Rolle für Europas Energieversorgung

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Der Ölpreis ist nach Angaben der Internationalen Energie Agentur ( IEA) in Paris durch die Revolution in Ägypten zusätzlich unter Druck geraten, allerdings hatte der Preisanstieg, wie berichtet, schon deutlich früher eingesetzt. Seit September ist Rohöl laut IEA um 25 Prozent teurer geworden.

Die Agentur, zur deren Mitgliedern die meisten EU-Staaten sowie die USA, Kanada, Südkorea, Japan, die Türkei und Norwegen gehören, ist besorgt wegen des Preisanstiegs und fordert die Förderländer auf, für ausreichendes Angebot zu sorgen. Ein zu hoher Preis sei nicht im Sinne der Produzenten. Weshalb diese Angst vor zu viel Einnahmen haben sollten, bleibt unklar, aber eine Erklärung wäre, dass ein hoher Preis zu einem nachhaltigen Rückgang des Verbrauchs führen könnte.

Wegen der Unruhen in Ägypten bestehe hingegen kein Grund zur Sorge. Zum einen hätten die IEA-Mitgliedsländer Ölreserven aufgebaut, die den Importen von 145 Tagen entsprächen. Knapp die Hälfte davon befände sich unter direkter Kontrolle der jeweiligen Regierungen. Das sollte reichen, um kurzfristige Versorgungsengpässe abzufedern.

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(Bild: IEA)

Der Transportweg über Ägypten spiele eine geringere Rolle als früher, heißt es in einem Hintergrundpapier der Agentur. Weniger als ein Prozent der weltweiten Förderung habe in den letzten Jahren den Suezkanal passiert. Das liegt vor allem daran, dass die größeren Tanker, die nicht durch den Kanal passen, den Umweg um Afrika nehmen. Wegen ihres großen Fassungsvermögens ist diese Option mit der kürzeren Passage durch den Kanal konkurrenzfähig.

Eine dritte Variante ist die sogenannte Sumed-Pipeline, die parallel zum Suezkanal verläuft und durch die Öl von den Terminals am Roten Meer nach Norden gepumpt wird, um an der Mittelmeerküste wieder von Tankern aufgenommen zu werden. Diese Pipeline war zuletzt nicht einmal ganz zur Hälfte ausgelastet, transportierte aber etwas mehr als doppelt so viel Rohöl, wie die Schiffe geladen hatten, die den Kanal passierten. Die IEA geht davon aus, dass die Transporte relativ einfach umgelenkt werden könnten, sollte es tatsäclich mit Kanal und Pipeline zu Problemen kommen. Auf dem Kanal würde ohnehin Öl und Ölderivate in beiden Richtungen in etwa gleicher Menge transportiert. Nur die Pipeline leistet einen nennenswerten Netto-Beitrag zur Versorgung des Mittelmeerraums.