Opec-Länder uneins auf Krisengipfel

Saudi-Arabien will mehr Öl fördern, andere Opec-Länder lehnen dies ab und machen die Spekulation für die hohen Preise verantwortlich.

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Iran und Venezuela sehen die Schuld an den explodierenden Preisen für Öl und Gas bei den Spekulanten. Die Industrieländer glauben, es sei zu wenig Öl auf dem Markt und üben Druck auf die erdölexportierenden Länder aus, die Fördermenge anzuheben. Der für Erdöl zuständige Minister von Katar, Abdullah Al Attiyah, hatte vor dem Krisen-Treffen in Dschidda, das am Sonntag stattgefunden hat, erklärt, es sei genug Öl auf dem Markt.

Dem schloss sich zwar auch Saudis Ölminister Ali Al Naimi an, versprach jedoch gleichzeitig, doch mehr Öl zu fördern, nachdem man das bereits zuvor angekündigt hatte. Von jetzt 9 Millionen Barrel täglich soll die Förderung schon im Juli auf 9,7 Millionen ansteigen, mehr also als die bislang geplanten 200.000 Barrel. Er sagte jedoch auch, dass man dadurch zumindest nicht kurzfristig die Preise senken könne. Geplant war allerdings schon zuvor, die Fördermenge durch mehr Investitionen auf 12,5 Millionen anzuheben.

Kuwait und die Vereinigten Arabischen Emirate wollen, wenn nötig, auch mehr Öl fördern, andere OPEC-Länder wie Iran, Algerien, Libyen, Venezuela oder Katar lehnen dies für den jetzigen Zeitpunkt ab, nicht zuletzt deswegen, weil die hohen Preise ihnen viel Geld in die Kassen schwemmen. Auch Opec-Präsident Chakib Khelil, der algerische Ölminister, ist der Meinung, keine Entscheidungen vor dem nächsten September zu treffen. Er meinte auch, die von Saudi-Arabien geplante Erhöhung der Förderung sei "unlogisch", da die Raffinerien nicht mehr Kapazitäten hätten.

Die Opec-Staaten wollen auch demonstrieren, dass sie sozial denken. Zur Hilfe für ärmere Länder soll eine Milliarde Dollar zur Verfügung gestellt werden. Wohl ebenso ein Tropfen auf den heißen Stein wie die versprochene leichte Erhöhung der Ölförderung. In der Abschlusserklärung heißt es, dass angemessene Investitionen in die Produktion erforderlich seien, von einer Erhöhung der Förderung war hier aber nicht die Rede. Gefordert wurden allerdings eine höhere Transparenz und eine bessere Regulierung der Finanzmärkte – und überhaupt will man sich bald wieder treffen.

Mit dem saudischen Versprechen, die Fördermengen zu erhöhen, gehen Kämpfe in Nigeria einher, wo Rebellen wieder Ölförderanlagen überfallen haben. Die saudischen Erhöhungen könnten so vielleicht die nigerianischen Ausfälle nur kompensieren. Der größte afrikanische Erdölexporteur liefert gerade noch höchsten 1,5 Millionen Barrel täglich, also eine Million weniger als zuvor. Dazu kommen Ängste nach der auf Iran gerichteten Militärübung Israels, dass möglicherweise doch ein Angriff bevorstehen könne, was den Markt auch nicht beruhigen wird. So soll sich Israels Regierungschef Ehud Olmert am Freitag mit Aviam Sela getroffen haben, der 1981 die Angriffe zur Zerstörung des irakischen Atomreaktors Osirak geplant hatte.

Immerhin ist unser Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) zufrieden und meldet Erfolg: „Ich gehe davon aus, dass von dieser Konferenz ein deutliches Signal an die internationalen Ölmärkte ausgeht, das zu einer Beruhigung der Preisentwicklung beitragen kann."