Osseten versuchen die Rückkehr ethnischer Georgier zu verhindern

Human Rights Watch veröffentlichte Zeugenaussagen und Satellitenbilder, die belegen, dass ganze Dörfer abgebrannt wurden

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Man könnte fast meinen, Russland bemühe sich, im Kaukasus die Unabhängigkeit des Kosovo möglichst genau nachzustellen: Heute veröffentlichte Human Rights Watch Satellitenbilder und Aussagen von Betroffenen, die nahe legen, dass ossetische Banden nicht nur Georgier vertrieben, sondern auch ihre Häuser plünderten und brandschatzten.

Danach wurden mindestens fünf Dörfer aus einer ehemals georgisch besiedelten Enklave nördlich von Zchinwali abgebrannt. Experten des Unosat-Programms kamen nach einer Analyse der Bilder zu dem Ergebnis, dass die Brände in Tamarasheni, Kekhvi, Kvemo Achabeti, Zemo Achabeti und Kurta nicht durch Kampfhandlungen entstanden, sondern absichtlich gelegt wurden. Diesen Schluss zogen die Mitarbeiter des UN-Programms unter anderem daraus, dass die Brände am 10., 12., 13., 17., 19. und 22. August geschahen, wohingegen die Kampfhandlungen bereits am 10. endeten. Zudem fehlen Einschlagskrater von Geschossen oder Fliegerbomben. Und während die Dächer auf den Bildern abgebrannt sind, stehen die Wände noch. Lediglich an der Hauptstraße von Tamarasheni finden sich zerstörte Mauern, die darauf hindeuten, dass hier Häuser tatsächlich durch Panzer und nicht durch Brandstiftung zerstört wurden.

Dass Zeugenaussagen allein nur sehr bedingt geglaubt werden kann, bewies unter anderem ein Kamerateam des Weltspiegels, das einer sowohl auf georgischer wie auch auf ossetischer Seite erzählten Schauergeschichte auf den Grund gehen wollte und sie als Propagandamärchen entlarven konnte. Bei den nun durch Satellitenaufnahmen belegten Aussagen liegt der Fall anders. Dass die Flüchtlinge selbst oder georgische Truppen die Dörfer anzündeten, ist zwar möglich, aber angesichts der Tatsache, dass Mitarbeiter von Human Rights Watch nicht nur ossetische Marodeure fanden, die sich mit ihren Taten brüsteten, sondern solche am 12. August sogar selbst beobachten konnten, wenig wahrscheinlich. Als Grund für die teilweise mittels Heu durchgeführten Brandstiftungen gaben die ossetischen "Milizen" an, dass sie die Häuser abbrennen würden, damit die Georgier nichts mehr hätten, wohin sie zurückkehren könnten.

Angesichts der Beweislage sieht Human Rights Watch jetzt die russischen Behörden in der Pflicht, die Kriegsverbrecher und Brandstifter zu ermitteln und gegen sie vorzugehen. Da noch etwa 200.000 Osseten in Restgeorgien leben, besteht ein gewisses Risiko, dass auch sie im Gegenzug Opfer von Vertreibung und Brandschatzung werden könnten. Wäre das der Fall, hätte Russland allerdings einen Vorwand, in die ossetischen Siedlungsgebiete weiter im Süden Georgiens vorzudringen.