Osttimor: Ein Sechstel des nutzbaren Landes soll der Ethanolproduktion dienen

Die Regierung will für Investitionen einem Biotech-Unternehmen 100.000 Hektar Land für mindestens 50 Jahre überlassen,

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Die Regierung von Timor-Leste (Osttimor) will dem Unternehmen GTLeaste Biotech 100.000 Hektar landwirtschaftlich nutzbares Land in den Provinzen Covalima, Manatuto, Viqueque und Lautemfür 50 Jahre übergeben (mit der Option auf weitere 50 Jahre), um dort Zuckerrohr zur Ethanolgewinnung anzupflanzen und Ethanolfabriken zu bauen. Die Vereinbarung mit dem indonesischen Unternehmen sieht Investitionen in Höhe von 100 Millionen US-Dollar vor. Die Regierung erklärt, es würde sich nur um "unproduktive Land" handeln, während durch das Abkommen mehr als 2.000 Arbeitsplätze geschaffen und durch die Ethanolproduktion Devisen ins Land kommen würden.

Die oppositionelle Fretilin-Partei (Revolutionäre Front für die Unabhängigkeit von Timor-Leste) ist von dem Vorhaben nicht überzeugt. So fragt Estanislau da Silva, wie man Zuckerrohr auf unfruchtbarem Boden überhaupt anbauen könne. Zudem kritisiert er an dem Projekt, dass es nicht dazu dient, die Lebensmittelproduktion anzuheben und so den Anstieg der Preise zu dämpfen. Fretilin geht davon aus, dass von dem geplanten Abkommen ein Viertel der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche des Landes betroffen ist.

Timor-Leste, seit sechs Jahren ein unabhängiger Staat, ist eines der ärmsten Länder der Erde. Der Großteil der Menschen lebt von der Landwirtschaft. Für die Regierung würde der Deal für Investitionen im Land sorgen, die Kritik am Vorhaben wird von ihr als falsche Propaganda beiseite geschoben.

Ein eben veröffentlichter Bericht von Oxfam kritisiert, dass der von den reichen Industrieländern mit Milliarden geförderte Biotreibstoffe die Nahrungsmittelpreise hat ansteigen lassen. Sie hätten 30 Prozent des Anstiegs verursacht und bislang 30 Millionen Menschen in die Armut getrieben sowie die Lebensgrundlage von 100 Millionen gefährdet. Zudem könne Ethanol als Treibstoff nicht einmal einen wichtigen Teil von Öl ersetzen. Die Förderung von Ethanol durch die Industrieländer müsse man als eine Art Steuer auf Lebensmittel verstehen, wodurch die Preise für diese in die Höhe getrieben werden.