Peking im Kampf gegen den Autoverkehr

Es herrscht weitgehend Ratlosigkeit, aber immerhin soll Fahrradfahren wieder attraktiver werden

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China war einmal das Land der Fahrradfahrer. Wir kennen noch die Bilder, auf denen sich noch in den 1970er Jahren Massen an Radlern durch die Straßen der Städte bewegten. Die wurden in blinder Nachahmung der westlichen Entwicklung seitdem in Autostädte verwandelt, in denen es regelmäßig zu Staus und zur Luftbelastung kommt. Besonders überlastet ist die dritte Ringstraße. Und stadtplanerisch hat wahrscheinlich der Bau von nicht angebundenen Satellitenstädten, die kommerziell nicht interessant sind, sondern vorwiegend Schlafstädte geblieben sind, das Verkehrsdilemma verstärkt.

Besonders schlimm ist es in der Hauptstadt Peking, wo auf 20 Millionen Einwohner schon 5 Millionen Autos kommen. Um den Verkehr zu reduzieren, werden monatlich nur noch 20.000 neue Autos über eine Lotterie zugelassen und darf ein Auto, je nach Nummer, einmal in der Woche nicht benutzt werden. Parkgebühren wurden erhöht. Zwar steigt die Benutzung der öffentlichen Verkehrssysteme an, aber vor allem das bereits überlastete U-Bahn-System müsste weiter ausgebaut werden. In einer Online-Abstimmung hat sich vor kurzem eine große Mehrheit gegen geplante Gebühren zu Stauzeiten ausgesprochen.

In der Not hat die Stadt seit den Olympischen Spielen 2008 sogar wieder Leihahrräder zur Verfügung gestellt. Bislang sind es aber nur ein paar Tausend, die in einigen Stadtvierteln verteilt wurden, in ein paar Jahren sollen es 50.000 werden. Aber das ist nur ein Tropfen auf einem heißen Stein, zumal auch die geeigneten Fahrwege vorhanden sein müssten. Dafür soll in Zukunft gesorgt werden. Angeblich gibt es bei 90 Prozent der Hauptverkehrsstraßen Fahrradwege, bei kleineren Straßen aber keine mehr. Fahrradwege werden gerne als Parkplätze benutzt, was in Zukunft verboten oder zumindest geregelt werden soll. Zudem gibt es den wenig realistisch klingenden Plan der Regierung für alle Städte über 10 Millionen Einwohnern, bis 2015 Gehen und Fahrradfahren so zu fördern, dass am gesamten Verkehrsfluss einen Anteil von 45 Prozent erzielen. In Peking hat das Fahrradfahren jetzt einen Anteil von 16 Prozent am Verkehr, 2005 waren es noch 30 Prozent.

Während der Olympischen Spiele hatte man bereits, um die Belastung durch den Smog zu mindern, zwei Monate lang die Regelung eingeführt, dass zu bestimmten Zeiten nur Autos mit geraden oder ungeraden Kennzeichennummern fahren dürfen. Das soll den Verkehr auf den großen Straßen um ein Fünftel und die Durchschnittsgeschwindigkeit um 27 Prozent erhöht haben. Da alles andere nichts geholfen hat, beginnt man zu überlegen, diese Regel dauerhaft zu bestimmten Zeiten und in bestimmten Bereichen einzuführen. Doch die Zweifel sind groß, ob das wirklich funktioniert oder die Situation vielleicht noch schlimmer macht. Wer es sich leisten kann, so Kritiker, kauft sich einfach ein zusätzliches Auto mit der entsprechenden Nummer, um so die Beschränkung auszutricksen.