Perpetuum mobile - mit Verlusten

CO2-Abscheidung mit Kalkstein

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Die CO2-Abscheidung bekommt eine neue Spielart: die Abscheidung mit Calciumoxid (Branntkalk). Auf dem Gelände der TU-Darmstadt wurde zur Erprobung des Konzepts jetzt LISA ( LImeStone based Absorption of CO2) eingeweiht. In dem Testkraftwerk soll ein Verfahren entwickelt werden, mit dem sich CO2 aus Kraftwerksabgasen in Kalkstein binden läßt.

Die Idee ist inspiriert vom Aufschwung der Gips-Industrie seit den 80er Jahren. Damals ließ das Schwefeldioxid aus den Kraftwerksabgasen die Fische in schwedischen Seen sterben und machte ganze Höhenzüge der Mittelgebirge waldfrei. Das "Waldsterben" aktivierte die Umweltgesetzgebung und Kraftwerksabgase mussten nun auch in Europa gefiltert werden. Für die Abscheidung des Schwefels etablierte sich das Verfahren Kalkstein (CaCO3) oder Kalkmilch (Ca(OH)2) + Schwefeldioxid (SO2) = > Calciumsulfit (CaSO3). Das Abfallprodukt landet vor allem in den allgegenwärtigen Gipskartonplatten.

LISA soll nun erproben, ob nicht auch dem CO2 in den Kraftwerksabgasen mit Kalk beizukommen ist. Das Abgas durchströmt dabei einen Reaktor, in dem sich Kalziumoxid (CaO) befindet. Dieses bindet das CO2 in Form von Kalziumkarbonat. In einem zweiten Reaktor wird das Kalziumkarbonat erhitzt und das CO2 in Reinform wieder freigesetzt. Das entstehende CaO wird wieder zurück in den ersten Reaktor geführt und kann erneut CO2 binden. Mit mehrmaliger Absorption/Desorption sinkt die Reaktivität des Materials, so dass frisches Material zugeben werden muss. Letztlich sind 68 kg frischer Kalkstein nötig, um 1.000 kg CO2 abzuscheiden. Der Energieaufwand für das Verfahren wurde nicht genannt.

Der erzeugte Branntkalk könnte in der Bauindustrie verwendet werden. Was man aber mit dem CO2 anstellt ist noch offen. Die Niederlande haben sich zum Beispiel gerade gegen die Einlagerung per CCS entschieden. Möglich wäre, das CO2 als Rohstoff für die chemische Industrie zu etablieren, zur Synthese von Kunststoffen, als Kältemittel in Klimaanlagen oder als Basis für synthetische Treibstoffe.