Petition gegen Abbau von Psychotherapieplätzen bei über 30.000 Unterzeichnern

Kritiker der geplanten Kürzungen sehen im Abbau einen Widerspruch zur Verdopplung der Depressionserkrankungen in den letzten zehn Jahren

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Petitionen sind ein Indikator für Themen, die von der Politik ebenso wie von Mainstreammedien vernachlässigt werden: Bedingungsloses Grundeinkommen, Netzsperren, GEMA oder Vorratsdatenspeicherung. Nun verzeichnet eine Bittschrift einen Überraschungszulauf, die sich mit einem Missstand beschäftigt, über den Telepolis im Oktober berichtete:

Die gesetzlichen Krankenkassen planen nämlich Kürzungen bei der Versorgung mit Psychotherapieplätzen, obwohl die Zahl der Depressionserkrankungen in Deutschland zwischen 2000 und 2010 auf das Doppelte anstieg und auch kasseninterne Berichte lange Wartezeiten für ambulante Behandlungen kritisieren. Experten sehen in den geplanten Kürzungen deshalb einen "krassem Widerspruch", der zu einer verstärkten Chronifizierung psychischer Erkrankungen führen dürfte, die wiederum durch Arbeitsausfälle und stationäre Behandlungskosten langfristig großen volkswirtschaftlichen Schaden anrichten würde.

Bis Dienstag hatten die von Jan Kassel formulierte Petition gut 30.000 Personen unterzeichnet, was bedeuten würde, dass das Anliegen vom Petitionsausschuss nicht öffentlich, sondern als so genannte "Einzelpetition" behandelt würde. Allerdings hatten auch die öffentlich behandelten Petitionen der letzten Jahre kaum konkrete politische Auswirkungen. Eine bedingte Ausnahme bildete lediglich die Petition gegen Netzsperren. Das "Zugangserschwernisgesetz", das diese vorsah, wurde jedoch weniger wegen der 134.000 Unterzeichner als wegen der veränderten Machtverhältnisse nach der Bundestagswahl 2009 ad acta gelegt.