"Printer" für Maschinen

Neben der Spur

2021 werden mehr Maschinen im Netz miteinander plaudern als Menschen. Kein Wunder, die schauen dann ja auch nur noch Video. Oder wie jetzt?

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Wenn Cisco in die Zukunft schaut, dann sieht die Firma überall Netze. Das ist kein Wunder, das liegt auch an Cisco. Und es liegt am Internet, das wächst und wächst und wächst und schon in zirka fünf Jahren fast zwei Drittel der Menschen miteinander verbinden soll. Klingt ja schon mal ganz nett, vor allem in Zeiten, in denen man das Gefühl nicht los wird, alle würden am liebsten Mini-Herzogtümer um das Haus herum einrichten und schon die Nachbarn am liebsten als Ausländer und Fremde am Gartenzaun abwehren.

Aber das ist gar nicht die spannende Aussicht. 2021 sollen mehr Maschinen mit Maschinen kommunizieren, als das Menschen mit Menschen tun. Es werden überwiegend Maschinen ins Netz gehen, die sich gar nicht mehr mit uns abgeben. Das heißt in Zahlen ausgedrückt, dass vermutlich knapp 14 Milliarden Devices online auf menschlichen Kontakt verzichten, während gerade einmal etwas über 13 Milliarden Devices noch für uns am Netz hängen.

Das ist dann schon ernüchternd, weil sich dieser Trend, wenn er denn so einträfe, in den dann folgenden Jahren sicher verstärken wird. Wenn man heute statt dem alten Handy-Satz "Wo bist Du gerade" eher ein verdachtsweises "Bist Du ein Mensch?" in sein Device plärrt, dann kann man sich in zehn Jahren die Frage vermutlich sparen. Die wird eh nur von Siri 10.x oder Cortana 2022 mit "Klar, Alter" beantwortet.

Aber richtig irritierend ist die Vermutung, dass auch der Datenverkehr auf dem Netz in fünf Jahren enorm zugenommen haben wird. Drei Zettabytes soll er der im Jahr betragen. Das ist ausgeschrieben:

3,000,000,000,000,000,000,000 Bytes

Könnte knapp werden auf den Festplatten von Amazon. Kein Wunder, dass die jetzt schon das Speichervolumen in ihrer Wolke einschränken. Und woher kommt der ganze Datenmüll? So viel können doch selbst geschwätzige Maschinen gar nicht miteinander reden, vor allem: Worüber sollen die denn quasseln? Über das Wetter wohl kaum, die stehen ja meistens in klimatisierten Räumen, wenn sie nicht gerade in einem Tesla zur nächsten Ladestation unterwegs sind.

Nein, es geht um Videos. 67% des verdreifachten Datenverkehrs bestehen aus Videos. Der Rest stammt eher aus der Abteilung "Kinkerlitzchen". Fast sieht es dann so aus, als würde die Menschheit gelangweilt und ausgeschlossen vom heißen Scheiß, der nur noch unter den Maschinen läuft, Netflix anmachen und House of Cards, 13. Staffel, schauen. Oder aber wir sehen etwas ganz anderes: Der erhöhte Videokonsum vor allem an Livevideo stammt von den Blechbüchsen, die jetzt alle am Netz hängen und zunehmend intelligent werden. Kein Wunder, dass die auch mal ein bisschen Spaß haben wollen und sich deshalb gegenseitig ihre Schaltkreise zeigen. Oder sich Computerfilme online anschauen. Aber die härteren, Sie verstehen.

Genau, wenn Menschen Tinder und YouPorn haben, dann wird es eben bald ein "Printer" für Computerdating und "YouByte" für die kleinen digitalen Sauereien zwischendurch geben, die ein Leben als Maschine erst angenehm machen.

Ich sollte mit den italienischen Kollegen von YouByte sprechen, die kriegen bald vermutlich eine spannende Offerte aus dem Cyberspace oder haben einen DNS Incident nach dem anderen und können sich nicht erklären, was diese ganzen notgeilen Server genau von ihnen wollen ...