Projekt "Gulfo", der pan-arabische Euro

Nach dem Vorbild der EU haben die arabischen Golfstaaten einen "Einheitswährungs-Pakt" geschlossen. Bei einem Gipfeltreffen beschloss man auch eine gemeinsame militärische Einsatztruppe

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Dass der Dollar als Leitwährung im Ölhandel ersetzt werden soll, davon war schön öfter die Rede (siehe auch Geht's dem Dollar an den Kragen?). Nun gehen arabische Länder, namentlich Saudi-Arabien, Bahrein, Kuwait und Katar, noch einen Schritt weiter. Auf dem Gippeltreffen des Gulf Cooperation Council ( GCC)" in Kuwait haben sie einen "Pakt zu einer Währungsunion" verkündet.

"Gulfo" soll die neue Währung heißen, Vorbild ist der Euro und die europäische Union. Denn der Pakt wird nicht ausschließlich von wirtschaftlichen Ideen getragen, sondern auch von historischen und politischen Aspirationen - was die britische Tageszeitung Telegraph etwa dazu inspiriert hat, von der Hoffung auf eine pan-arabische Währungsunion zu sprechen, die eines Tages "bis zu den Grenzen des umayyadischen Kalifats anschwellen" würde.

Doch bis zur Erfüllung des Jahrhunderte alten Traumes von der arabischen Einheit, der mit der Währungsunion verbunden wird, liegen noch viele Schritte. Die Emirate haben sich dem "Pakt" noch nicht angeschlossen - es gibt angeblich Streit über den Sitz der geplanten Zentralbank für die neue Währung. Auch Oman ist noch nicht dabei. Es wird aber erwartet, dass sie später hinzustoßen. Die Liste der Staaten, die im nächsten Jahr mit der Gründung eines Währungsrates, dem "Gulf Monetary Council", die erste Phase einläuten wollen, beherbergt allerdings mit allen voran mit Saudi-Arabien und Kuwait Schwergewichte, was Ölreichtum, sowie wirtschaftlichen und politischen Einfluss anbelangt. Sollten sich die arabischen Staaten zu einer solchen Union aufraffen können, so hätten sie mit 40 Prozent der weltweiten Ölreserven im Hintergrund beträchtliche "finanzielle Schlagkraft", die mit der von China verglichen wird.

Die Realisierung des ambitionierten Planes könnte allerdings viel mehr Zeit in Anspruch nehmen, als die Pakt-Leuchtfeuer in Aussicht stellen. Traditionell zeichnen sich die arabischen Staaten nicht gerade dadurch aus, dass sie gemeinsame Projekte schnell umsetzen können. Einen Hinweis auf den Unterschied zwischen Ankündigung und Verwirklichung gibt jedenfalls eine ähnliche Meldung über eine geplante Währungsunion, die laut Ankündigungen endlich "forciert" werden soll. Die seinerzeit exklusiv-golfstaaten-forcieren-waehrungsunion/30937.html: "exklusive Meldung" der Financial Times stammt aus dem Jahr 2005.

Als erster Schritt, so zügelt der bahrainische Außenminister auch jetzt die hochfliegenden Hoffnungen, müssten existierende Handelsbarrieren für Waren- wie Finanzgeschäfte zwischen den Golfstaaten abgebaut werden. Die Einheitswährung sei der letzte Schritt, davor müsse man eine gemeinsame Infrastruktur entwickeln. Als Vorbild gilt die EU. Die benötigte von den ersten Schritten, der "Montanunion" (1951), über den Vertrag von Maastrich (1992) bis zur Einheitswährung (2001) ein halbes Jahrhundert.

Anknüpfen will man auch bei einer anderen EU-Idee, derjenigen der schnellen Einsatztruppe. Beim GCC-Gipfel beschloss man die Schaffung einer gemeinsamen Einsatztruppe; sie soll in Fällen wie etwa bei den Grenzauseinandersetzungen zwischen Saudi-Arabien und jemenitischen Rebellen eingreifen. Möglicherweise nützt das Droh-Bild vom schiitischen Iran mit wachsenden Machtansprüchen und nicht unwahrscheinlichen Absichten nuklearer Rüstung, um dieses Projekt zu realisieren. Geplant wurde ein Verteidigungsbündnis mit einer gemeinsamen Streitmacht schon öfter. Die sprichwörtlichen Spaltungstendenzen innerhalb der arabischen Welt waren aber bislang immer stärker als die Absichten.