Reden wir über Fleisch

Neben der Spur

Was wäre, wenn ein neuartiges Restaurant aufmachen würde. Eines, das Fleisch aus Reagenzgläsern auftischte

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Der Schweinsbraten in der Wirtschaft von Tante Maria (inklusive ihres legendären Kartoffelsalats, der vermutlich deshalb so lecker schmeckte, weil er mit der Hand und hoch bis zu den Achseln in einem Trog gemischt wurde) ist längst Vergangenheit. Ob die Schweine damals glücklicher waren als heute, das kann ich schwer beurteilen. Vieles spricht dagegen, denn soviele Medikamente im Magen würden sogar einen Niederbayern zum freudig erregten Zeitgenossen machen, nicht nur ein Nutztier.

Aber diese Art der Fleischgewinnung soll ja bald der Vergangenheit angehören. Inzwischen können ja schon lebendige Zellen aus dem 3D Drucker hopsen. Und wer weiß, in ein paar Jahren kommt das glückliche Schwein vielleicht aus dem Printer.

Dem trägt ein Projekt Rechnung, das von Next Nature Network getragen wird.

Das BISTRO IN VITRO war jetzt einen Monat als Neueröffnung angekündigt und kommt wie eine Restaurant-Seite daher, die ganz offensichtlich damit wirbt, jetzt künstlich gezüchtetes Fleisch zu verwenden. Nun ist ja jedes gezüchtete Fleisch irgendwie künstlich, denn selbst das glücklichste (oder sollte man sagen, lebensmüdeste) Schwein wird nicht von der Weide zum Metzger laufen und sein Leben freiwillig anbieten. Aber was hier gemeint ist, das sind Fleischbatzen, die in einer Nährlösung ihre Kindheit verbracht haben, nur um auf einem Restaurantteller zu landen.

Hat man sich einmal durch die zum Teil auch leicht gespenstisch anzusehenden Menüvorschläge geklickt, wird einem erst einmal eines klar. Fleisch, in dieser Art herangezogen oder irgendwann geprinted, stürzt einen Vegetarier in gewisse Rechtfertigungsnöte (außer der, dass man Fleisch einfach nicht mag), denn es handelt sich nicht wirklich um ein Tier, auch wenn es komisch in einem Aquarium herum schwimmt und sogar lebend auf einem Teller serviert werden könnte. Und zudem ist die Ökobilanz einer solchen Mahlzeit erheblich besser als die eines mühsam aufgezogenen Rinds, das dann auch noch in die Atmosphäre furzt und mit seinem Methan die Klimaerwärmung anheizt.

So gestärkt und nach Überwindung eines ersten Ekels beim Anblick eines künstlich erzeugten Blutcocktails ließe sich nun im BISTROI IN VITRO ein Tisch reservieren. Allerdings erst ab Januar 2028. So lange wird es wohl dauern, bis die Pforten eines solchen Restaurants öffnen. In Amsterdam.

Eigentlich schade, dass wir so lange warten sollen.