S21-Schlichtungsgespräche haben die Haltung zu dem Projekt nicht verändert

Nach einer Umfrage besteht der Erfolg der Schlichtung in einer Beruhigung der "Wutbürger"

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Ob nun Schlichter Heiner Geißler dies zugunsten der Schwarzliberalen und seiner Partei getan hat oder ob er durch seine teuren Ergänzungsvorschläge für Stuttgart 21 plus letztlich das von der BW-Regierung gewünschte Großprojekt trickreich verhindern wollte, wird sich vielleicht noch erst herausstellen. Eine Studie, die die Psychologen Tobias Rothmund und Anna Baumert von der Universität Koblenz-Landau mittels einer Online-Umfrage von 910 Personen zwischen 23 und 86 Jahren vor, während und nach der Schlichtung ausgeführt haben, bestätigt, dass der sachliche Diskurs zwar zur Senkung der Verärgerung, aber nicht zu einer Meinungsveränderung geführt hat.

Eine Schieflage hat die Studie allerdings, weil nur 20 Prozent der Befragten für Stuttgart 21 waren, während sich 70 Prozent als eindeutige Gegner einstuften, es handelt sich auch um keine repräsentative Auswahl. Gegner und Befürworter wollen an den Schlichtungsgesprächen interessiert gewesen sein, 60 Prozent sagten, sie hätten sie live im Fernsehen oder im Internet verfolgt. Die pazifizierende Rolle der Schlichtungsgespräche steht bei beiden im Vordergrund. Aufgrund der ausführlichen Darstellungen verringerte sich der Ärger der Einen über die intransparente Planung und die Politiker und der der Anderen über die Gegner und deren Proteste. Man versteht sich besser, bleibt aber weiterhin bei seinem Standpunkt, Argumente hin oder her, so das Ergebnis der Studie:

"Unter den Befragten führten die Schlichtungsgespräche weder bei Gegnern noch bei Befürwortern des Projekts zu einer bedeutsamen Meinungsänderung bezüglich ihrer Zustimmung oder Ablehnung von S21. Befürworter und Gegner gaben aber jeweils an, die Argumente der Gegenseite nun besser zu verstehen."

Die Psychologen sehen in den Schlichtungsgesprächen einen Erfolg, weil dadurch die "Wutbürger" besänftigt worden seien, schließlich könne politische Wut zur Eskalation der Konflikte führen. Die Besänftigung könne man, so die Psychologen diplomatisch, als eine "Schwächung politischer Protestbewegungen" oder als einen "Beitrag zum sozialen Frieden" sehen. Allerdings könnte durchaus auch sein, nachdem keines der Probleme wirklich einverständig gelöst worden ist, dass die Beruhigung nur vorübergehend ist und sich der Konflikt erneut aufheizt, zumal die Proteste ja wieder weiter gehen.