SPD bröckelt, FDP dümpelt

Grün liegt in der stern-RTL-Umfrage gleichauf mit der SPD und bleibt für die Union eigentlich der künftige Koalitionspartner

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Irgendwie scheint die Union den Abwärtstrend gestoppt zu haben, zumindest in der stern-RTL-Umfrage. Mag sein, dass da der Parteitag, die boomende Wirtschaft und die Terrorwarnung eine Rolle gespielt haben. Immerhin legte sie einen Punkt auf nun 34 Prozent zu, so gut, wie schon länger nicht mehr.

Die SPD verliert mal wieder einen Punkt und sinkt auf 22 Prozent. Die Sozialdemokraten werden zerrieben zwischen Union, den Grünen und den Linken, es gelingt ihnen nicht, personell und thematisch einen neuen und vor allem überzeugenden Kurs einzuschlagen. Gut möglich, dass die SPD bald die Rolle spielen wird, die einst die FDP und später die Grünen eingenommen haben: das Zünglein an der Waage zu sein. Möglich wäre zwar immer noch eine große Koalition, aber die wäre wohl der Beginn der endgültigen Schrumpfung.

Die Grünen sind gleichauf mit der SPD, die sich auf ihrer Position halten können. Auch die Angriffe aus dem schwarz-gelben Lager, zur populistischen Neinsager- und Zukunftsverhinderer-Partei geworden zu sein, konnten ihr nicht schaden. Allerdings schrumpft der Vorsprung von Rot-Grün, bald Grün-Rot, auf Schwarz-Gelb

Dass sich der Umweltminister und CDU-Vize Röttgen gegen die von Angela Merkel gewünschte Festlegung auf den Koalitionspartner FDP auflehnt und den Lagerwahlkampf der Vergangenheit zuweist, zeigt nicht nur Realismus, weil vorhersehbar Schwarz-Gelb keine Mehrheit mehr erlangen wird. Es macht auch deutlich, dass das Fünfparteiensystem für neue Konstellationen offen bleiben muss. Mag gut sein, dass es dann weniger um ideologische Slogans und Festlegungen und mehr um Sachfragen gehen wird.

Die Linken verlieren einen Punkt und stehen jetzt bei 10 Prozent. Recht viel mehr dürfte es in nächster Zeit auch nicht werden. Und die FDP dümpelt bei 5 Prozent, auch das ist wohl, knapp um die 5-Prozent-Hürde herum, ihr voraussichtlich bleibender Anteil, wenn sie sich nicht deutlich anders aufstellt. In der Opposition – bestenfalls – wird sie spätestens dazu gezwungen werden.