Schlechtere Energieverwertung lässt Mäuse länger leben

Der Entdecker des Effekts sieht unter anderem Möglichkeiten als Teilersatz für sportliche Betätigung

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Dass eine verringerte Nahrungsaufnahme bei Mäusen zu einer höheren Lebenserwartung führt war bereits länger bekannt. Einige Altersforscher richteten auch ihr eigenes Leben an diesen Ergebnissen aus, was auf Kongressen teilweise zu gruseligen Auftritten skelettartiger Gestalten führte. In der Dezemberausgabe der Fachzeitschrift Cell Metabolism veröffentlichte Ergebnisse geben einen Einblick, worin dieser Effekt begründet sein und wie er möglicherweise ohne die negativen Konsequenzen genutzt werden könnte.

Clay Semenkovich von der Washington University of Medicine in St. Louis, der Autor des Aufsatzes, hatte die Muskulatur von Mäusen so verändert, dass die Tiere Energie weniger effizient verwerten konnten. Diese Verschlechterung erreichte er über eine Manipulation in den Mitochondrien, den "Kraftwerken" der Muskelzellen. Dort erhöhte er die Aktivität des Membranproteins Thermogenin (UPC1). Dieser Eiweißstoff regelt die "Zellatmung" und die Synthese des Energieträgernucleotids Adenosintriphosphat (ATP).

Die so behandelten Versuchsmäuse lebten im Schnitt signifikant länger als ihre Kollegen in den Vergleichsgruppen. Zum Teil scheint dies mit einem relativ einfachen Effekt zusammenzuhängen: Weil die Mitochondrien weniger effizient arbeiteten mussten die Muskeln der Mäuse mehr Kalorien verbrennen. Die schlechteren Energieverwerter neigten deshalb weniger zum Ansetzen von Übergewicht und zu den damit verbundenen Gefäß- und Stoffwechselkrankheiten. Überraschender war, dass auch Blutkrebs deutlich seltener auftrat.

Semenkovich sieht in dieser Methode deshalb auch einen Teilersatz für sportliche Betätigung und für mögliche Therapien gegen Fettleibigkeit: Der Verzicht auf Essen ist – wie der Wissenschaftler vorsichtig formuliert – "unpopulär" und damit nur bedingt praxistauglich. Eine Person mit herabgesetzter Mitochondrieneffizienz könnte dagegen – ebenso wie die Versuchsmäuse – so viel essen wie sie will.