Seehofer rät Guttenberg durchzuhalten

Der Verteidigungsminister sollte sich nicht durch falsche Parteifreunde beraten lassen, bis zum absehbaren Ende im Amt zu bleiben

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Angeblich hat Guttenberg, völlig zu Recht, überlegt, ob er nicht als Verteidigungsminister angesichts seiner blamablen Dissertation zurücktreten sollte. Finanziell wäre es für den Freiherrn kein Problem, allerdings steht er gerne, ebenso wie seine Frau, im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit. Mit seiner wohl erschlichenen Dissertation steht er nun wie ein begossener Pudel da, als Hochstapler, der es mit selbständiger Leistung nicht schaffte, eine Doktorarbeit mit eigenen Gedanken oder Formulierungen zu verfassen.

Um noch eine Spur von Ehre zu retten, wäre es Guttenberg zu raten, nicht nur auf seinen Doktor zu verzichten, den ihm wohl die Uni Bayreuth nicht umhin kommen wird, ihm abzuerkennen, sondern auch als Minister zurückzutreten. Wer kann ihn denn noch wirklich ernst nehmen, wenn er ziemlich offensichtlich betrügerisch kraft seines Ansehens sich einen akademischen Titel aneignen wollte, ohne zur wissenschaftlichen Arbeit zeitlich oder intellektuell in der Lage zu sein?

Der bayerische Ministerpräsident Seehofer hat Guttenberg nun einen Bärendienst erwiesen. Nachdem Guttenberg populärer ist als Seehofer – und auch als Merkel -, riet ihm der bayerische Ministerpräsident, sicherheitshalber gleich mal über die Medien, nun "durchzuhalten". Natürlich weiß Seehofer, dass Guttenberg so nicht gewinnen kann, sondern sich nur weiter beschädigen wird. Seehofer meinte konziliant, dass jeder Fehler machen könne, aber systematischer Betrug bei einer wissenschaftlichen Arbeit ist eben keine entschuldbare Verfehlung, sondern eine Unterminierung des wissenschaftlichen Systems in Deutschland – mit internationalen Konsequenzen. Wenn man sich durch politische oder andere Prominenz Summa-cum-laude-Abschlüsse erwerben kann, sind deutsche akademische Titel nichts mehr wert. Die Uni Bayreuth sollte hier durch Entzug des Doktortitels deutlich machen, dass sie nicht (länger) Teil eines Korruptionssystems sein will.