Sehr zufrieden mit dem neuen Gesicht

Zwei Jahre nach der weltweit ersten Gesichtstransplantation

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Vor zwei Jahren sorgte die weltweit erste Gesichtstransplantation für großes Aufsehen und reichlich Diskussionen nicht nur über das medizinische Kunststücks eines solchen Eingriffs, sondern auch über psychische und moralische Implikationen.

Heute kann man nun in der medizinischen Fachzeitschrift "The New England Journal of Medicine" nachlesen, dass die Patientin "sehr zufrieden" mit den Ergebnissen ist. In dem ausführlichen Follow-Up-Bericht, der Auskunft über den Befund der Patientin 18 Monate nach der Operation und ihren Heilungsverlauf gibt, konstatieren auch die Ärzte Zufriedenheit mit der Funktion des Transplantats, mit dem sozialen Funktionieren und der Gesamtkonstitution der Patientin.

Vor dem Hundebiss, ein Jahr nach der Transplantation mit Makeup, 18 Monate danach ohne Mekeup. Bilder: NEJM

Eine Woche nach der Operation konnte sie "fast wieder normal" essen und trinken. Ein Jahr später ohne beim Trinken Flüssigkeit zu verlieren. Das Empfinden in der operierten Gesichtszone kehrte, wenn auch eingeschränkt, sechs Monate nach der Operation – Ende November 2005 – zurück. Nach sechs Monaten konnte sie auch die Lippen wieder ganz verschließen. Muskeln am Kinn und an der Nase konnten nach einem Jahr wieder kontraktiert werden. Ihr Lächeln war nach 4 Monaten "unvollständig", "assymmetrisch" bis zum 10ten Monat nach der Operation und nach 18 Monaten "normal".

Die größten Probleme bereiteten den Ärzten "immunologische Komplikationen". Zwei Mal soll ihr Immunssystem sehr heftige Abstoßungsreaktionen auf das neue Gewebe gezeigt haben. Auch führten die starken Medikamente, welche die Frau nehmen muss, um solche Reaktionen zu unterdrücken, zu Infektionen und einmal sogar zu einem Nierenversagen.

Die Französin Isabelle Dinoire war im Mai 2005 von ihrem Hund angefallen und schwer verletzt worden. Dinoire wurde das Gesicht weggebissen; große Teil ihrer Nase, die Lippen, Wangen, Haut und wichtige Muskeln waren schwer beschädigt und mussten amputiert werden. Nach dem Angriff konnte sie weder essen, noch sprechen. Geber für das neue Gesicht, das ihr wie eine Maske transplantiert wurde, war eine 46 Jahre alte, gehirntote Frau.

Experten, die von amerikanischen Zeitungen erwähnt werden, bemängeln allerdings Defizite in der psychologischen Betreuung der Patientin. Die Ärzte würden sich demnach nur am Funktionieren orientieren und den psychischen Zustand vernachlässigen. So zitiert die LA-Times heute die Leiterin der Abteilung Plastische Chirurgie eines Krankenhauses in Cleveland:

"They are telling us she is happy, but she has not undergone testing. They are giving us the functional results, but it would be very good for us to know the psychological outcome." (tpa)