Sind Umweltschützer schuld an der Ölkatastrophe?

Fast 10 Prozent der US-Amerikaner sollen dies nach einer Umfrage glauben, über 20 Prozent sind sich "unsicher"

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Im Golf von Mexiko fließen täglich weiterhin um die 800.000 Liter Öl aus dem Bohrloch ab, das bislang nicht geschlossen werden konnte. Nachdem das Anbringen einer 100 Tonnen schweren Kuppel gescheitert ist, weil sich Eiskristalle in ihr bildeten, soll nun eine kleinere über dem Bohrloch angebracht werden. Mit Methan soll die Bildung der Eiskristalle verhindert werden, so dass man über eine Steigleitung dann das Öl abpumpen könnte.

In einer Senatsanhörung gaben sich die beteiligten Unternehmen BP, Transocean und Halliburton gegenseitig die Schuld, klar ist, dass die verlangten Sicherheitsauflagen für Probebohrungen in großer Tiefe von der Industrie stammten und viel zu lasch waren, dass die zuständige Behörde geschlafen hat und die Sicherheitsvorkehrungen lachhaft waren. Das Sicherheitssystem, das ein Austreten des Öls hätte verhindern sollen, wies, so der demokratische Abgeordnete Bart Stupak in einem Ausschuss des Repräsentantenhauses, erhebliche Mängel auf. Eine Batterie im Steuerungsteil war leer, es gab Löcher im hydraulischen System, eine nutzlose Testversion eines Teils, das den Ölstrom unterbrechen sollte, und eine Schneidevorrichtung, die zu schwach war. Nach einem Bericht von Transocean, dem Betreiber der Plattform, aus dem Jahr 2001, gab es 260 Fehlermöglichkeiten, die das Auswechseln des Systems zur Folge hätten.

Noch nach Beginn der Ölkatastrophe wurden weitere Offshore-Probebohrungen genehmigt, ohne die Maßnahmen für den Umweltschutz belegen zu müssen. Die Obama-Regierung will nun die für Bohrgenehmigungen zuständige Behörde aufteilen, so dass die Sicherheits- und Umweltprüfung unabhängiger von der Abteilung stattfinden kann, die die Lizenzen verwaltet.

Trotz all der Schludereien, die ganz offensichtlich wesentlich an dem Unfall beteiligt waren, ist nach einer aktuellen Umfrage, die von Public Policy Polling durchgeführt wurde, die Mehrheit der US-Amerikaner für weitere Offshore-Bohrungen. 55 Prozent sind für weitere Bohrungen, 30 Prozent sind dagegen. Ein Fünftel meint sogar, dass sie aufgrund der Katastrophe eher für weitere Bohrungen sind. Und 9 Prozent sehen in der Ölkatastrophe gar ein Werk von Umweltschützer, 22 Prozent sind sich unsicher, 69 Prozent weisen diese Möglichkeit zurück. In diese Kerbe schlug der rechte Radiomoderator Rush Limbaugh, der eine solche Verschwörung in einer Sendung andeutete, und traf damit offenbar die Ansicht einer erstaunlich großen Minderheit, während ein Fünftel anscheinend die Möglichkeit nicht ausschließen will.