Social Media: Waves and Tides

Neben der Spur

Sommerthema DIGITAL LEBEN: Kann es immer mehr Menschen geben, die immer mehr in Social Media Plattformen posten, oder gibt es auch hier eine Flut, die zur Ebbe wird? Gibt es den Gewinner der Saison?

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Es ist Sommer, wir lehnen uns zurück und schauen dem Stream vor unserem Picknickkorb ein wenig zu.

Schaut man sich Verbreitungskurven in digitalen Medien ein wenig genauer an, dann kennen sie immer nur eine Richtung. Nach oben. Alleine der Zuwachs an Downloads in Appstores im Vergleich zu Hamburgern...ja, Hamburger. Eine bekannte Fleischbraterei hat in 46 Jahren soviele Hamburger verkauft, wie Apple bis 2015 an APPs zur Verfügung gestellt hat. Das ist natürlich ein saublöder Vergleich, denn erst wenn die letzte APP heruntergeladen und installiert ist, werden wir merken, dass man auf ein iPhone kein Dillgürkchen legen sollte. Aber die Mechanik ist beeindruckend. Wann immer sich ein Erfolg in digitalen Medien einstellt, wird daraus scheinbar gleich exponentiales Wachstum.

So vermeldet Google+ inzwischen kaum einen Monat nach seinem Launch mehr als 20 Millionen Accounts. Der ein oder andere User wird auch darunter sein. Und ein Ende wird zwar hie und da gemunkelt, ist aber scheinbar noch nicht absehbar. Detlev Borchers vergleicht diesen Run auf das Ersatznetwork für Facebook zu Recht mit den Mitgliederzahlen von AOL. Das war auch ein Ding damals. Millionen wollten AOL und die Foren des Onlinedienstes. Heute will das keiner mehr.

Eine Randnotiz von Wikipedia zeigt, dass deren Nutzerkurven auch nicht immer nur nach oben weisen müssen. Liegt es wirklich an neuen Templates, dass Wikipedia die Contributors verloren gehen? Oder haben Mitmachplattformen das Schicksal von allen Spielen, bei denen man mal mitmachen darf? Manche von ihnen sind unglaublich erfolgreich. Bis sich Langeweile einstellt. Und dann gehen wir unserer Wege und suchen uns ein neues Spiel.

Bisher schauen die verbreiteten Zahlen aller Social-Media-Giganten so aus, als gäbe es einfach nur Wachstum, aber die Liste und deren Mitgliederzahlen könnten kleiner werden. Denn die Zahl der Menschen und deren Stunden, in denen sie etwas mitteilen wollen, ist endlich. Eine zweite Erde ist derzeit nicht in Sicht.

Wenn man sich Facebook, Wikipedia, Google+ mehr wie Modelabel vorstellt, die hip sind und in der nächsten Saison mit ganz anderen Marken abgelöst werden wollen, dann kommt man der Wahrheit vielleicht näher. Facebook ist Nike. Aber das ist schon der Schuh von gestern, wenn ihn einmal alle getragen haben.