Somalia: Islamisten stoppen Welthungerhilfe

Al-Shabab-Milizen halten Lastwagen mit Lebensmitteln auf und verbieten weitere Hilfslieferungen

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Nach jüngsten UN-Angaben leiden 3,8 Millionen Menschen in Somalia an Hunger; die katastrophale Situation im Land wird durch den heute bekannt gewordenen Entschluss militanter Islamisten nicht leichter: Nach Informationen der AFP haben al-Shabab-Milizen heute die Verteilung von Lebensmitteln im Rahmen des World Food Programm ( WFP) der UN untersagt. Laut BBC wurden Lastwagen auf dem Weg von der Hauptstadt zu Lagern in Afgoye von Bewaffneten aufgehalten.

Die islamistischen Milizen, die sich enger Verbindungen zur al-Qaida rühmen, kontrollieren große Teile des Landes und befinden sich seit Monaten Dauerkonflikt mit der Übergangsregierung von Präsident Scheich Ahmed Sharif, der früher - wie al-Shabab - zur Oppositionsgruppierung ICU ("Union der Islamischen Gerichte") gehört hatte und seit der Übernahme der Regierung von den USA unterstützt wird (siehe "Vom Terroristen zum Retter der Nation").

Ihren Schritt gegen das Welthungerhilfe-Programm begründen die Milizen in erster Linie machtpolitisch: Sie unterstellen dem Hilfsprogramm der UN politische Beweggründe zum Vorteil der Übergangsregierung und zum Nachteil der somalischen Bauern. Diese könnten durch die große Mengen an Lebensmittel, die das UN-Programm ins Land bringt, für ihre Ernte "keine guten Preise mehr erzielen", heißt es in einem Schreiben der al-Shabab.

Nach Angaben des WFP wurde die Hilfe im Süden des Landes, der von al-Shahab-Milizen kontrolliert wird, bereits im Januar eingestellt, nachdem man mehrmals von militanten Gruppen bedroht und überfallen wurde; die Zahl der bedürftigen Bevölkerung wurde mit einer Million angeben. Man betonte aber, dass man 1,8 Millionen Hungernden in anderen Teilen des Landes, vor allem in der Hauptstadt Mogadischu Lebensmittel zukommen lassen wolle, doch dem hat der heutige Entschluss der militanten Gruppen vorerst einen Riegel vorgeschoben. Somalia bleibt ein Desaster, das lang schon zum Spielball unterschiedlichster Interessen im Land - Gangs, Piraten, Bürokraten - und der internationalen Politik geworden ist.