South Park Jubiläumsfolge riskiert Meta-Mohammedkarikatur

In "200" geht es rund um die Zensur

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Von der Zeichentrickserie South Park gibt es mittlerweile die zweihundertste Folge. Und die hat es in sich: In der Jubiläumsepisode beschäftigen sich Matt Stone und Trey Parker nämlich mit einem Problem, das sie während der Herstellung der anderen 199 immer wieder beschäftigte: Dem Zorn von Prominenten und Firmen, die in der Sendung parodiert werden und Inhalte (offenbar häufig auch über den Umweg von Urheber- und Markenrechten) mittels rechtlicher Drohungen geändert haben wollen.

Am Anfang der Folge begegnen die drei Hauptfiguren bei einem Ausflug ihrer Schulklasse in eine Süßwarenfabrik Tom Cruise, über den sich die Serie in ihrer Scientology-Folge bereits ausgiebig lustig machte. Der Schauspieler arbeitet dort als Verpacker, woraus Stone und Parker einen Scherz über den Ausdruck "fudge-packer" entwickeln, der in Anspielung auf dem beim Analverkehr genutzten Darmausgang auch Homosexuelle bezeichnet. Als solcher tituliert, behauptet Cruise, kein "fudge-packer" zu sein, obwohl er währenddessen ständig Schokolade ("fudge") in Kisten legt und zuklebt. Schließlich versammelt er Dutzende Prominente, die im Laufe der Jahre in South Park parodiert wurden, in seinem Haus und eröffnet ihnen die Idee, die Ortschaft zu verklagen und so das Ende von South Park herbeizuführen.

Die Prominenten – unter ihnen Paris Hilton, George Lucas, Mel Gibson, Phil Collins, Bono Vox der Papst und Mickey Mouse – stimmen diesem Vorschlag zu. Allerdings zeigt sich Cruise überraschend unter einer Bedingung bereit, die Promi-Sammelklage zurückzuziehen: Dann, wenn ihm South Park den (in der Doppelfolge Cartoon Wars vom Sender Comedy Central zensierten) Mohammed bringt. Der Schauspieler will den Religionsstifter nämlich heimlich fangen und ihm sein "goo" rauben, das ihn unparodierbar macht. Daraufhin beginnt eine auch grafisch recht amüsant umgesetzte Debatte darüber, wie und in welcher Form man es sich erlauben könnte, die islamische Prophetenfigur zu zeigen: Als Strichmännchen in rudimentärster Form? In einem Halloween-Kostüm? Oder aus einem fensterlosen Lieferwagen sprechend?

Im Kreis der Super Best Friends, einer Art Superhelden-Runde der Religionsgründer, erscheint der in der fünften Staffel noch gezeigte Mohammed währenddessen nur vollständig von einem rechteckigen schwarzen Zensurbalken verdeckt. In dieser Runde zerlegt man auch Behauptungen wie jene, dass man den Glaubensstifter deshalb nicht darstellen dürfe, weil man religiöse Gefühle verletzt, indem Buddha gleich nach diesem Satz dazu aufgefordert wird, das Schnupfen von Kokain in Anwesenheit von Kindern zu unterlassen.

Der erste Teil der als Cliffhanger angelegten Doppelfolge lief am Mittwoch in den USA. Auf southpark.de, wo auch die Episoden der aktuellen vierzehnten Staffel im Allgemeinen einige Tage nach ihrer Ausstrahlung lizenziert gestreamt werden, ist sie bisher noch nicht zu finden, allerdings an vielen anderen Stellen im Netz.