Spanische Weihnachtsgrüße vom Arbeitgeber-Präsident

Die vorhersehbare Pleite seiner Fluglinie beschert den Reisenden traurige Weihnachten auf Flughäfen und den Beschäftigten Arbeitslosigkeit

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Es war kein Geheimnis, dass eine Fluglinie des Präsidenten der großen spanischen Arbeitgebervereinigung CEOE in großen Schwierigkeiten steckt. Schließlich zahlt Gerardo Díaz Ferráns Air Comet den etwa 650 Beschäftigten schon lange keine Löhne mehr, in einigen Fällen seit acht Monaten. Als Weihnachtsbescherung setzte er sie nun auf die Straße. Dazu ließ er etwa 7.000 Passagiere seiner Airline am Boden sitzen. Statt die Feiertage mit ihren Familien in der Heimat zu verbringen, harren viele, vor allem Einwanderer, auf den Flughäfen in der Hoffnung auf, dass noch ein Weihnachtswunder geschieht. Einige sind derweil in den Hungerstreik getreten, andere blockierten gestern die Zufahrt zum Madrider Flughafen. Zum Teil haben sie jahrelang darauf gespart, endlich wieder einmal ihre Familien in Ecuador, Kolumbien oder Argentinien besuchen zu können.

Ferráns Air Comet ist pleite und stellte den Betrieb komplett ein. Der spanische Verkehrsminister Jose Blanco erklärte, die Firma sei so bankrott, dass sie "nicht einmal den Treibstoff für die Flugzeuge bezahlen konnte". Betroffen ist auch die deutsche HSH-Nordbank von der Pleite. Sie hat Air Comet fünf Flugzeuge geleast. Die Schulden von Ferrán Airline sollen sich auf 17,2 Millionen Euro bei der HSH-Nordbank belaufen. Weitere fünf Millionen Euro schuldet er den Beschäftigten, die nun auch um ihre Abfindungen fürchten. Die Gesamtschulden sollen sich auf 100 Millionen Euro beziffern.

Warum das Vorgehen des Bosses der spanischen Bosse die Bezeichnung skrupellos verdient, liegt daran, dass Air Comet noch am Tag der Pleite ihre Tickets verkaufte. Man könnte das auch Betrug nennen. Zudem, so hat die spanische Regierung öffentlich gemacht, wollte die Nordbank die Nutzung der Flugzeuge bis zum 10. Januar erlauben. Die Auflage war, dass keine neuen Tickets verkauft werden. Diese Angabe bestätigte ein Banksprecher dem Hamburger Abendblatt. "An uns sollte es nicht liegen, wenn Passagiere über die Feiertage nicht ihr Ziel erreichen", erklärte er. Air Comet habe das Angebot aber abgelehnt. Dass der Arbeitgeberchef die Betrogenen auch noch verhöhnt, könnte ihn noch teuer zu stehen kommen. Er erklärte: "Ich hätte Air Comet nicht gewählt, um irgendwohin zu fliegen." Die Frage ist nun, ob seine Aussage auch für die gesamte Gruppe Marsans gilt, an deren Spitze Ferrán ebenfalls steht.

Nicht wenige glauben, dass es um sein Imperium insgesamt schlecht bestellt ist. In der Gruppe arbeiten knapp 12.000 Personen und der Umsatz belief sich auf drei Milliarden Euro. Neben Fluglinien gehören auch Reisebüros, Hotels und Busfirmen zur Marsans-Gruppe. Ferran drohen zudem auch Millionenstrafen. Das spanische Verkehrsministerium hat ein Ermittlungsverfahren eingeleitet und eine Strafe von bis zu 4,5 Millionen Euro droht, weil Air Comet den Verpflichtungen gegenüber den Fluggästen nicht nachkommt.

Dazu kommen die 6,3 Millionen, welche die Regierung ausgibt, um wenigstens einen kleinen Teil der gestrandeten Fluggäste an ihren Bestimmungsort zu bringen. Vor allem sollen Transitreisende und die Ausländer befördert werden, die nur noch ins Heimatland zurückwollen. Wer einen Hin- und Rückflug mit Air Comet gebucht hat und nach dem Urlaub wieder nach Spanien zurück will, schaut allerdings in die Röhre und das ist die Mehrzahl. Zwar will die Regierung Ferrán für die Kosten haftbar machen, aber man brauchte sich nicht wundern, wenn auch diese Schulden der Steuerzahler begleicht.

Allerdings ist Díaz Ferrán, der einen Rücktritt von seinem Posten an der CEOE-Spitze ablehnt, nun eine noch größere Hypothek für weitere Verhandlungen des Sozialpakts. Die Gespräche waren ohnehin schon im Sommer an den unverschämten Forderungen der Arbeitgeber gescheitert. In der schweren Wirtschaftskrise wollten sie eine völlige Freigabe der Kündigungen, Senkung von Abfindungen und Lohnsenkungen durchsetzen. Das konnten sogar die Sozialisten (PSOE) nicht durchgehen lassen. Die Regierung erklärte, es handele sich um "einen direkten Angriff auf den Sozialstaat und auf die Arbeitsbeziehungen".

Zuvor war die Regierung Zapatero weitgehend nach der Pfeife der Unternehmer getanzt. Sie hatte das angehoben angehoben, wie von der CEOE gefordert, und die Abfindungsregelung ausgehöhlt. Dafür gab es praktisch keine Gegenleistung der Unternehmer, um die ausufernde befristete Beschäftigung zu senken, welche die Arbeitslosigkeit in der Krise schnell bis auf knapp 20 % anwachsen ließ. Unternehmer wie Ferrán glauben, sie könnten die Krise zum totalen Durchmarsch nutzen und er steht damit nicht allein. Er wurde erst vergangene Woche im Amt bestätigt und von Rücktrittsforderungen in seinem Verband ist nach der Pleite und dem Vorgehen ihres Chefs ebenfalls nichts zu hören.