Stinkt das ewige Leben nach faulen Eiern?

Eine Schwefelwasserstoff-Atmosphäre lässt zumindest Nematoden länger leben

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Schwefelwasserstoff (H2S) ist die Substanz, die auch in sehr geringen Mengen bei faulen Eiern für den typischen Geruch sorgt. Vor zweieinhalb Jahren hatten Forscher am Fred Hutchinson Cancer Research Center herausgefunden, dass die Substanz Mäuse in eine Art "Winterschlaf" versetzt, in dem Körpertemperatur und Sauerstoffbedarf drastisch herabgesetzt sind. Diesen Effekt wollten die Wissenschaftler näher erforschen, um ihn eventuell für Kranke zu nutzen, die sonst an der mangelnden Versorgung von Organen und Gewebe mit Sauerstoff sterben würden. Deshalb machte man Experimente mit Nematoden, einer Wurmart, die dem Menschen biologisch so bemerkenswert ähnlich ist, dass sie für ausgesprochen viele Versuche genutzt wird, aus denen dann Rückschlüsse auf mögliche Effekte beim Menschen gezogen werden. Weil seine normale Lebensspanne nur etwa zwei bis drei Wochen beträgt, ist er außerdem ideal zur Erforschung von lebensverlängernden Maßnahmen. Eine Tatsache, die dem Tier im Telepolis-Forum bereits den Kosenamen "Überwurm" einbrachte.

Als Mark Roth und Dana Miller die Fadenwürmer einer kontrollierten Schwefelwasserstoff-Atmosphäre (mit 50 Teilchen zu einer Million) aussetzten, da fielen die Nematoden allerdings nicht wie erwartet in einen Winterschlaf, sondern verhielten sich ganz normal, lebten aber dafür im Schnitt um 9,6 Tage länger als ihre Artgenossen in den Vergleichsgruppen. Außerdem hielten sie höheren Temperaturen besser stand. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher vor einer Stunde in der PNAS Online Early Edition.

Warum dieser lebensverlängernde Effekt eintritt, ist den Forschern bisher ein Rätsel. Fest steht, dass die Wirkung nicht über einen der drei häufigsten Wege erfolgt: H2S wirkt weder über Mitochondrien, noch eine Kontrolle der insulinähnlichen Wachstumsfaktoren (IGFs) oder im Zusammenhang mit der Ernährung. Möglich ist, dass H2S die Aktivität eines Gens namens SIR-2 beeinflusst, von dem ein Zusammenhang mit der Lebenserwartung angenommen wird.