Stromspeicherungs-Crowdsourcing

Ein "smartes Ladegerät" könnte helfen, Probleme der Energiewende zu bewältigen

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Die Energiewende führt dazu, dass die Menge an Strom, die im Netz zur Verfügung steht, deutlich stärker schwankt als früher. Denn die Sonne scheint unterschiedlich stark (oder gar nicht) und der Wind weht nur dann, wenn er will. Eine Lösung für dieses Problem besteht in der Speicherung von Strom. Die jedoch stößt durch radikale Naturschützer, die den Bau von Pumpspeichern verhindern wollen, und hohe Kosten für Batterien an politische und wirtschaftliche Grenzen.

Ein Forscherteam um den an der University of Glasgow lehrenden "Interferometer Nerd" Stefan Hild kam deshalb auf die Idee, für die Speicherung von Strom Vorrichtungen zu nutzen, die Verbraucher ohnehin benötigen: Akkus, die in Laptops und Ladegeräten den mobilen Betrieb von Geräten sichern. Ziehen sie nur dann Strom aus dem Netz, wenn er im Überfluss zur Verfügung steht, dann entlasten sie es potenziell in Zeiten des Mangels. Dazu müssen die Akkus aber wissen, ob die Netzlast gerade hoch oder niedrig ist.

Das von Hilds Team erdachte "smarte Ladegerät" prüft dazu minimale Abweichungen in der Frequenz des Wechselstroms. Liegt sie unter 50 Hertz, dann ist dies ein Anzeichen für ein Stromunterangebot. Weicht sie dagegen von diesem Normalwert nach oben ab, dann ist das Stromangebot mutmaßlich gerade hoch. Sicherere Auskunft würden die Geräte allerdings bekommen, wenn die Energiekonzerne ihre bei ihnen vorhandenen Informationen zu Angebot und Nachfrage über ein Steuersignal oder als Open Data zur Verfügung stellen.

Angeblich lässt sich mit smarten Ladegeräten eine Mindest-Akku-Ladung von 40 Prozent aufrechterhalten. Anreize für ihren Einsatz könnte man dadurch schaffen, dass sie Strom in Verbindung mit "smarten Stromzählern" billiger beziehen. Ob sich eine Auslagerung der Stromspeicherung auf die "Crowd" beim derzeitigen Stand der Speichertechnik aber langfristig lohnt, hängt dem Grazer Elektrotechnikprofessor Herwig Renner zufolge auch davon ab, "wie sich die zusätzlichen Lade- und Entladezyklen auf die Lebensdauer der Batterie auswirken".