Taliban ziehen sich aus Helmand zurück

Nach Mitarbeitern des afghanischen Verteidigungsministeriums sind Taliban in die von deutschen und italienischen Truppen kontrollierten Regionen Afghanistans ausgewichen.

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Bislang war Großbritannien für die Helmand-Provinz im Süden Afghanistans zuständig. Da sie aber mehr und mehr zum Taliban-Land wurde, haben nun britische und amerikanische Soldaten eine Großoffensive begonnen. 700 britische Soldaten versuchen in der Operation Panther's Claw und 4.000 US-Marines in der Strike of the Sword die Taliban zu vertreiben, das Gebiet dann zu sichern, den Opiumanbau zu stoppen und die Grundlagen für eine Aufbauarbeit zu leisten.

Es ist nun die offizielle, eben von US-General General Stanley McChrystal verkündete Strategie der ISAF-Truppen, dass das militärische Vorgehen und das Töten nicht primär ist. Man müsse die Taliban von den Menschen trennen, was auch heiße, diese nicht mit Gewalt und Zwang bedrohen und so vorzugehen, dass man ihr Vertrauen gewinne: "Die Taliban können uns nicht militärisch besiegen, aber wir können uns selbst besiegen."

Die Marines kritisieren, dass sie kaum Unterstützung durch afghanische Soldaten erhalten. Gerade einmal 400 für den Kampf einsatzbereite afghanische Soldaten begleiten die 4.000 US-Soldaten. Ganz allgemein sei der Mangel an afghanischen Soldaten die "Achillesferse", sagte General Larry Nicholson der in Helmand operierenden Marine-Brigade. Das afghanische Militär würde nicht wachsen. Das aber wäre entscheidend, um das Vertrauen der Menschen zu gewinnen und um die Sicherheit im Land garantieren zu können. Auch wenn der militärische Vormarsch bislang erfolgreich gewesen sei, könne man die Gebiete ohne afghanische Soldaten nicht langfristig sichern und die Menschen überzeugen, dass ein Leben ohne Taliban besser sei, als eines mit ihnen. Angeblich würden die Taliban eine Gegenoffensive planen. Und auch dieser sollen sie einen Namen gegeben haben: Foladi Dschal (Eisernes Netz)

Seit Beginn der Offensive sind viele Menschen aus der umkämpften Provinz geflohen. Trotz mancher Kämpfe sollen sich aber auch viele Taliban abgesetzt haben, nachdem sie Bombenfallen an den Straßen installiert haben. Es war bereits die Strategie der Aufständischen im Irak, ein Gebiet oder eine Stadt zu räumen, wenn eine US-Offensive begann, und den Kampf an anderen Orten weiter zu führen, weil auch im Irak die Truppenstärke zu gering war, um alle Gebiete ausreichend kontrollieren zu können.

McClatchy berichtet, dass sich die Taliban nach General Zahir Azami, dem Sprecher des afghanischen Verteidigungsministeriums, in den Westen und Norden zurückgezogen haben, also in Richtung der Gebiete, die von italienischen und deutschen Truppen kontrolliert werden. Das Problem könnte sich also nur verschoben haben, angeblich habe es auch schon Beschwerden von deutschen und italienischen Kommandeuren deswegen gegeben. Nach Azami seien die Taliban aber nicht nach Pakistan gegangen, um sich zu schützen, weil sie davon ausgingen, dass die Offensive nur von kurzer Dauer sei und sie wieder weiter kämpfen wollen.

Auch von US- und Nato-Soldaten wird bestätigt, dass die Taliban sich aus den Gebieten zurückgezogen haben, in die US-Soldaten vorgerückt sind. Sie würden aber die angrenzenden Gebiete nicht gefährden, nur wenige seien in den Westen und Norden gezogen. Sollten sich die Angriffe der Taliban in den von deutschen Soldaten kontrollierten Gebieten weiter verstärken, gerade weil es in Helmand ruhiger wird, dürfte die Diskussion über den Afghanistan-Einsatz in Deutschland wieder aufflammen und die Verteidigung der Heimat am Hindukusch noch stärker als Krieg erlebt werden. In der Provinz Kundus haben Taliban wieder einen Anschlag ausgeführt, bei dem 4 US-Soldaten ums Leben kamen.