Tausende von Menschen wollen Castortransport blockieren

Auch die umstrittene, jetzt beendete Schotteraktion berichtet von Erfolgen, Polizei und Protestierer beschuldigen sich gegenseitig der Gewalt

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Im Hinblick auf die Castor-Proteste erklären die Parteivorsitzenden Claudia Roth und Cem Özdemir in einem Interview mit Bild am Sonntag, dass die Grünen sich an friedlichen Aktionen beteiligen, auch an Sitzblockaden, die nach dem Bundesverfassungsgericht als ziviler Ungehorsam legitim seien. Sie würden aber Protestformen, bei denen sich Menschen gefährden wie beim Anketten an Gleisen, nicht unterstützen. Die Aktion Schottern wird nicht direkt abgelehnt, Özdemir sagt lediglich, dass sich die Grünen nicht daran beteiligen und auch nicht dazu aufgerufen haben.

Zur Zeit versuchen Tausende von Menschen, den Castortransport zu blockieren, der vor kurzem Lüneburg mit über 11 Stunden Verspätung erreicht hat. Allein zwischen Forsthaus Posade und Harlingen sollen an die 5000 Menschen die Strecke auf einer Länge von 2 km blockieren. Die Schotter-Aktion scheint ebenfalls trotz des massiven Eingreifens der Polizei weiter zu gehen. Bei Pommoissel wollen es die Aktivisten auf einer Strecke von 150 m erreicht haben, die Gleise genügend "auszuschottern". Auch bei Grünhagen werde geschottert.

Für die Teilnehmer an der umstrittenen, von der Staatsanwaltschaft und der Polizei für kriminell erklärten Aktion geht die Gewalt "einseitig" von der Polizei aus. Christoph Kleine von Castor Schottern erklärte: "Die Polizei sollte jetzt ihr Scheitern eingestehen und dieses Stuttgart21 im Wald sofort stoppen. Sie können die Entschlossenheit der AktivistInnen nicht brechen. Der Castor ist mit verhältnismäßigen Mitteln nicht durchsetzbar und muss umdrehen." Um 16 Uhr 22 wurde von der Initiative Castor Schottern berichtet, dass die Aktion Schottern "für heute beendet" sei.

Am Vormittag sollen Demonstranten ein gepanzertes Räumfahrzeug im Wald bei Leitstade mit Teer überschüttet und angezündet haben. Zuvor war die Polizei mit Schlagstöcken, Pfeffersprays und Wasserwerfern gegen Teilnehmer der Schotteraktion vorgegangen. Von der Polizei heißt es, Demonstranten hätten Polizisten mit Reizspray angegriffen. Bei den Demonstranten gab es erste Verletzte.

Bernhard Witthaut, stellvertretender GdP-Bundesvorsitzender, sagte heute: "Die Polizei ist aufgrund ihres Auftrages und des Strafverfolgungszwanges verpflichtet Straftaten zu unterbinden und zu verfolgen. Ich habe Sorge, dass durch solche Straftaten die bisherige durchweg positiv-friedliche Stimmungslage umkippt." Konrad Freiberg, der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, ist weniger zurückhaltend und sprach gegenüber der Rheinischen Zeitung von einer "neuen Stufe der Gewalt", wenn Menschen Polizeifahrzeuge mit brennbarer Flüssigkeit übergießen und anzünden, während die Beamten darin sitzen. Er ist der Meinung, der Angriff sei von Linksextremisten geplant gewesen, die ganz andere Pläne als den Protest gegen die Atompolitik hätten. Zwar kritisierte er auch die Regierung, die mit ihrer Entscheidung einen "gesellschaftlichen Konflikt" hervorgerufen hätte, wandte sich aber gegen die Rede vom "zivilen Ungehorsam" und "Widerstand", weil dies dazu führe, dass Manche sich im Recht fühlen würden, Gleise zu besetzen.

X-tausendmalquer [https://www.x-tausendmalquer.de/index.php?id=17&tx_ttnews[tt_news]=61&cHash=7eedbcf7b3f7834783411003bf86af3a berichtet]: "Über dem ganzen Wald liegt ein dichter Nebel von Tränengas. Erstmals leistet auch die Bundeswehr der Polizei massive Unterstützung. Zwar wurden keine Soldaten geschickt, wohl aber technisches Gerät wie Bergungspanzer. Das ist ein absolutes Novum in der Geschichte des Castor-Protestes und ein nie dagewesener Tabubruch."

Auch vor dem Eingang des Zwischenlagers haben sich nach Angaben des Veranstalters bereits seit 12 Uhr um die 1400 Menschen eingefunden, um diesen zu blockieren. Bauern blockieren mit Traktoren die Straßen in Dannenberg.