Technische Lösung für die Pisaversager?

Wissenschaftler finden eine Möglichkeit, Aufmerksamkeit genauer zu messen

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Wenn es um Aufmerksamkeit geht, dann sind nonverbale Signale häufig so unzuverlässig wie verbale Beteuerungen: Auch wenn die Augen des Betrachters auf sein Gegenüber gerichtet sind, so kann sich sein Geist doch gleichzeitig mit etwas ganz anderem beschäftigen. Perfekt dargestellt wird dieses Phänomen bei den Simpsons, wenn Homer mit Lisa oder Marge spricht und dabei beteuert, dass er zuhört - während gleichzeitig in seinem Kopf ein Cartoon-Tierorchester spielt.

Brian Corneil vom Centre for Brain and Mind an der University of Western Ontario fand jetzt einen Weg, Aufmerksamkeit unter Umgehung dieser trügerischen Signale zu messen. Seine in Zusammenarbeit mit dem Human Frontier Science Program und den Canadian Institutes of Health Research (CIHR) entstandene Studie “Neuromuscular consequences of reflexive covert orienting” erschien in der Online-Ausgabe der Fachzeitschrift Nature Neuroscience.

Corneil Experimente ergaben, dass die Muskelaktivität im Rücken ein relativ "täuschungsresistentes" Aufmerksamzeichen zu sein scheint. Während er selbst Einsatzgebiete in der Behandlung von Herzinfarkt- und Parkinsonpatienten sieht, dürften Nichtmediziner auch an ganz andere potentielle Nutzungsarten seiner Entdeckung denken: Etwa an Apparate, mit denen die Aufmerksamkeit von Schülern, Nachtwächtern, Videomonitorkontrolleuren oder Polizisten in Echtzeit gemessen werden kann. Verbunden werden könnte die Ermittlung dieser Werte dann mit Aufmerksamkeitsanreizen wie Belohnung oder Bestrafung. Auch in der Marktforschung sind Einsatzgebiete denkbar - vor allem bezüglich der Ermittlung, mit wie viel Aufmerksamkeit ein Text, ein Film oder eine Werbung tatsächlich bedacht wird.