Trittin und Göring-Eckardt werden grüne Spitzenkandidaten

Claudia Roth und Renate Künast scheitern bei der Urwahl an der Parteibasis

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Seit heute Vormittag 10 Uhr steht fest, mit welchen Spitzenkandidaten die Grünen 2013 in den Bundestagswahlkampf ziehen werden: Es sind die 46-jährige evangelische Theologin Katrin Göring-Eckardt und der ehemalige Umweltminister Jürgen Trittin (58) – ein Johnny-Cash-Fan, den Telepolis-Leser auch aus launigen Interviews kennen. Die beiden wurden in einer Urwahl ermittelt, in deren Rahmen sie wochenlang durch die Bundesrepublik tingelten und sich zusammen mit 13 anderen Bewerbern der grünen Basis vorstellten. An den darauf folgenden Abstimmungen beteiligten sich knapp 62 Prozent der ungefähr 60.000 Parteimitglieder. Für Trittin votierten dabei 71,9 Prozent. Göring-Eckardt erreichte mit 47,3 Prozent das zweitbeste Ergebnis.

Unter den insgesamt 15 Bewerbern befanden sich neben Trittin und Göring-Eckardt auch noch die beiden Prominenten Claudia Roth und Renate Künast. Alle anderen Kandidaten galten als krasse Außenseiter ohne Chancen. Dass die 57-jährige Roth mit einem Ergebnis von lediglich 26,2 Prozent scheiterte, ist insofern bemerkenswert, als sie es war, die das Prozedere maßgeblich mit initiierte, weil sie Trittin nicht das Feld räumen wollte. In der Vergangenheit galt sie mit ihrem Habitus als beliebt bei der eigenen Kerntruppe und nur außerhalb der eigenen Anhängerschaft als schwer vermittelbar. Diese Wahrnehmung müssen die Grünen nun möglicherweise korrigieren. Für die 56-jährige Renate Künast, die auf 38,6 Prozent kam, könnte das zweite Scheitern innerhalb kurzer Zeit sogar das Karriere-Aus bedeuten. Dass die Grünen bei der Berliner Abgeordnetenhauswahl im September 2011 trotz anfänglich sehr hoher Umfragewerte und eines immer noch nachwirkenden Fukushima-Effekts nicht den Erwartungen entsprechend abschnitten, wird zu einem großen Teil auch ihr zugeschrieben.

Aus Kreisen der Anhängerschaft von Roth und Künast verlautbarte nach dem Bekanntwerden des Ergebnisses, man dürfe die Entscheidung nicht überbewerten, weil keine Chance auf eine Kanzlerschaft bestünde und letztendlich bloß darüber abgestimmt worden sei, welche Köpfe auf die Plakaten kommen. Die aus Ostdeutschland stammende Überraschungssiegerin Göring-Eckardt war deshalb vor dem Urwahlbeschluss sogar dafür eingetreten, dass ihre Partei nicht mit einem gemischtgeschlechtlichen Spitzenduo, sondern mit einem ganzen Team in den Wahlkampf zieht. Bescheidenheit, die sich jetzt offenbar ausgezahlt hat.