US-Army Special Forces in Pakistan

Angeblich sind die amerikanischen Elitesoldaten nur als Berater pakistanischer Einheiten dort.

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Derzeit häufen sich die Meldungen, welche die Intensität der amerikanischen Bemühungen anzeigen, den Kampf gegen die Taliban und al-Qaida nicht nur auf dem Hauptschlachtfeld in Afghanistan zu führen, sondern auch dort, wo die Gegner, wie immer wieder berichtet wird, Unterschlupf finden und sich neu rekrutieren: im benachbarten Pakistan, in den Stammesgebieten und in den Grenzprovinzen, wo die pakistanische Staatsmacht bei weitem nicht die Kontrolle und die Durchsetzungskraft hat, die sich die US-Regierung wünscht.

So berichtet die New York Times heute von 70 amerikanischen Militärberatern, die in geheimer Mission auf pakistanischem Boden tätig sind. Es sind zumeist Army Special Forces-Soldaten, die Soldaten der pakistanischen Armee und paramilitärische Einheiten, die sogenannten Frontier Corps, ausbilden, sie mit Geheimdienstinformationen beliefern und mit Rat zur Kampfführung, heißt es. Betont wird, dass die US-Berater-Soldaten keine Kampfoperationen durchführen. Als die US-Soldaten unter dem Befehl des Präsidenten George W.Bush Anfang September letzten Jahres einen Angriff auf pakistanischem Boden durchführten, war die öffentliche Entrüstung riesig. Seither betont man auf der amerikanischen und der pakistanischen Seite, dass keine derartigen US-Operationen mehr auf pakistanischem Boden stattfinden würden.

Nicht auszuschließen, dass sich entsprechende Rücksichtnahmen auf die öffentliche Stimmung in Pakistan, public diplomacy und natürlich Kriegspropaganda auch in das Bild mischen, dass man nun von den US-Special-Forces-Beratern in Pakistan und ihrer Zusammenarbeit mit pakistanischen Paramiltärs plötzlich in der Öffentlichkeit malt, nachdem zuvor alles immer geheim war.

Die gemeinsamen Anstrengungen seien viel größer und ambitionierter als es die beiden Länder bislang zugegeben hätten, heißt es in dem Bericht der New York Times. Und es gebe auch schon die ersten Erfolge der Zusammenarbeit zwischen pakistanischen Einheiten und den amerikanischen Soldaten in Pakistan. Informationen der CIA hätten zum Tod, bzw. der Verhaftung von über 60 Militanten in den letzten sieben Monaten geführt - darunter sollen sich nach Aussage eines ranghohen pakistanischen Militärs mindestens fünf hochrangige Kommandeure befinden. Die namhaften wie Baitullah Mehsud und Maulana Fazlullah sind freilich nicht darunter. Indessen werden die zivilen Toten, verursacht von den Predator-Angriffen, die von pakistanischem Boden aus auf mutmaßliche Taliban-, bzw. al-Qaida-Schlupflöcher lanziert werden, nicht erwähnt.

Seit August letzten Jahres sollen mindestens 30 solcher Angriffe erfolgt sein. Und die pakistanische Regierung hat alle Mühe mit der daraus entstehenden öffentlichen Entrüstung klarzukommen. Dies ist noch schwieriger geworden, als sich herausstellte, dass die Drohnen mit Wissen und Zustimmung pakistanischer Entscheidungsträger auf pakistanischem Boden stationiert sind. Man darf in diesem Zusammenhang gespannt sein, wie sich die neuerliche, wenn auch relativ harmlose Meldung von US-Aktionen auf pakistanischem Terrain, auswirken wird. Möglicherweise, so fürchten Beobachter, erhöhen sie den "Terror-Drain" Richtung Pakistan. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein solch gegenteiliger Effekt eintritt. Aber vielleicht ist unter Obamas Kriegsführung doch alles anders?