US-Justizministerium ändert Definition von Vergewaltigung

Künftig wird auch die Penetration von Männern erfasst und körperlicher Widerstand gegen den Geschlechtsakt ist nicht mehr zwingend notwendig

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Am Freitag verlautbarte das US-Justizministerium, dass es seine Definition von Vergewaltigung geändert habe. Die alte stammte aus dem Jahr 1927 und definierte Vergewaltigung als erzwungene Vaginalpenetration einer Frau. Nun enthält sie auch anale und orale Penetrationen sowie solche mit Gegenständen oder anderen Körperteilen als dem Penis. Objekte einer Vergewaltigung können zukünftig auch Männer sein. Außerdem reicht eine bloße Nichteinvernehmlichkeit, ohne dass das Opfer sich körperlich wehren muss.

Allerdings betrifft die breitere und nach Ansicht von Justizminister Eric Holder "längst überfällige" Definition lediglich das Uniform Crime Reporting System des FBI, wie Carol Tracy vom Women's Law Project im Nachrichtensender CNN anmerkte. In den USA liegen Strafgesetze gegen Vergewaltigung seit der Supreme-Court-Entscheidung United States v. Morrison nämlich in der Zuständigkeit der einzelnen Bundesstaaten. Trotzdem sieht Tracy die Definitionsänderung als Schritt in die richtige Richtung, weil sie ihrer Ansicht nach hilft, Statistiken zu korrigieren und Klischees über Vergewaltigungsopfer abzubauen. Außerdem entspricht die neue Definition der Frauenrechtlerin zufolge viel eher dem, was sich die Bevölkerung unter Vergewaltigung vorstellt.

Das Women's Law Project und andere Lobbygruppen äußerten die Hoffnung, dass die Änderungen in den Statistiken auch Änderungen in der öffentlichen Wahrnehmungen und in politischen Maßnahmen gegen solche Straftaten nach sich ziehen. Der letzte erschienene Uniform Crime Report verzeichnete für das Jahr 2010 landesweit 84.767 Vergewaltigungsmeldungen. Dazu, wie viele es nach der neuen Definition werden, will das FBI, das den Bericht erstellt, keine Einschätzung abgeben. Stattdessen heißt es zurückhaltend, es könne Jahre dauern, bis alle 18.000 Polizeibehörden des Landes ihre Fälle wirklich nach den neuen Standards melden würden. Zudem seien Meldungen dafür freiwillig.